Die Chance der Mühsamen

Yannick Zehnder hat aufregende Monate hinter sich. In Zürich spielt er erstmals ausserhalb seiner Wohlfühloase Zug. Im Nationalteam versucht er, seinem Traum einer WM-Teilnahme näher zu kommen.

Yannick Zehnder hat wieder guten Grund, sein Lachen erklingen zu lassen. Er ist kein Blender und keiner der offensiven Spektakel-Stürmer. Der rechte Flügel war aber ein wichtiger Bestandteil der zwei Zuger Meistermannschaften von 2021 und 2022. Im letzten Frühling entschied sich Zehnder im Alter von 25 Jahren jedoch für eine neue Herausforderung.

«Nach zwanzig Jahren beim EVZ habe ich bewusst den Weg aus der Komfortzone gesucht», verrät der Zuger. «Ich war viel mit den gleichen Menschen zusammen, auf und neben dem Eis. Ich fand es den richtigen Zeitpunkt, den Horizont zu erweitern und neue Menschen und Philosophien kennenzulernen.» Die lernt er nun seit dieser Saison bei den ZSC Lions kennen – und das hat seine Tücken.

Zwischenzeitlich auf der Tribüne

Der Konkurrenzkampf bei den Zürchern mit starken Ausländern, Schweizer Stars und einer Reihe von ZSC-Urgesteinen ist enorm. Die Eiszeit für Zehnder war beschränkt, sieben Mal musste er sogar auf der Tribüne Platz nehmen. Seit ein paar Wochen läuft es aber wieder besser. Drei Tore erzielte der Zentralschweizer in den letzten sechs Spielen. «Es war wichtig, dass ich immer an mich geglaubt habe», betont Zehnder. «Ich habe gewusst, dass ich auch offensiv produzieren kann. Ich habe gekämpft und bin immer drangeblieben.» Eine Belohnung ist nun mehr Eiszeit, eine andere das Aufgebot für die Spiele der Euro Hockey Tour von dieser Woche in Schweden.

Damit ist Yannick Zehnder in den Spielen gegen Finnland, Schweden und Tschechien einer von vielen, die daran arbeiten, erstmals bei einer WM dabei zu sein. Nur sieben der 25 Spieler haben dies schon geschafft. «Eine Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele sind der Traum von jedem», bestätigt Zehnder – und die Augen strahlen. «Wir haben jedes Jahr ein Topteam, und es ist mittlerweile ein unglaublicher Leistungsausweis, wenn man es ins WM-Team schafft.»

Neben Zehnder gibt es eine Reihe weiterer Spieler, die in der heimischen Meisterschaft schon einen guten Leistungsausweis vorweisen und einige Länderspiele auf dem Konto haben, es aber noch nie an einen Grossanlass geschafft haben – wie Axel Simic und Tyler Moy, die Topskorer von Kloten und der Rapperswil-Jona Lakers, oder Berns Verteidiger Samuel Kreis.

Power und Zug aufs Tor reinbringen

Es sei jedes Mal eine «extreme Freude», wenn man ein Aufgebot für das Nationalteam bekomme. In Schweden erhält der bisher sechsfache Nationalspieler nun wie die anderen die Chance, Werbung in eigener Sache zu machen. «Ich will Power reinbringen, Zug aufs Tor, für die Gegner ein mühsamer Spieler sein und natürlich wieder einmal einen Sieg holen», sagt Zehnder. Auf einen Erfolg wartet die Schweiz nämlich seit dem enttäuschenden Ausscheiden an der WM im Mai im Viertelfinal gegen Deutschland. An den ersten beiden Stationen der Euro Hockey Tour in Finnland und in Zürich setzte es in den insgesamt sechs Spielen sechs Niederlagen ab.

Erfolgreicher ist Zehnder mit den ZSC Lions unterwegs, die die Tabelle in der National League sieben Runden vor Schluss der Qualifikation anführen. Einen riesigen Unterschied in der Philosophie zwischen dem EVZ, bei dem sein Grossvater Robert Zehnder in den 1970er-Jahren Präsident und sein Vater Eberhard ein Jahrzehnt später Stürmer war, und dem ZSC hat er nicht feststellen können. «Beides sind top professionelle Organisationen», stellt er fest. «Auf dem Eis haben wir in Zürich vielleicht etwas mehr Freiheit. Es ist eher die kanadische Schule. Aber eines ändert sich nie im Hockey. An der Basis steht immer eine gute Defensive. Man kann nie wild herumrennen.» Das gilt definitiv auch für das Nationalteam.