Wie die Schweizer Gold-Heldinnen ihren Trainer korrigierten
Die Schweizer Frauen sind Unihockey-Weltmeisterinnen! Selten wurde die Schweizer Hymne, der Schweizer Psalm, so inbrünstig gesungen wie vom Schweizer Team bei der Siegerehrung in Ostrava.
Dabei konnten die Schweizerinnen es im ersten Moment gar nicht fassen, dass sie zum zweiten Mal nach 2005 die Weltmeisterschaft gewonnen hatten. «Mir ist schlecht vor Anstrengung», sagte Captain Isabelle Gerig. Und auch Chiara Gredig fehlten die Worte: «Ich bin sprachlos, kann nicht glauben, dass wir gewonnen haben. Denn die Leistung war sicher nicht das Gelbe vom Ei.»
Gewiss spielten die Schweizerinnen schon besser als im Final, beispielsweise im überragenden Halbfinal gegen Schweden (6:3). Aber sie zeigten Leidenschaft. Sie liessen nicht zu, dass die überlegenen Tschechinnen, unterstützt von über 11’000 Fans in der Arena, ein Tor schossen.
Bester Goalie der Welt
Am Ende drehte sich alles um die Schweizer Torhüterin: Lara Heini, 31-jährige, Bündnerin, die seit Jahren in Schweden spielt. Lara Heini hat an diesem Wochenende entschieden, dass sie Weltmeisterin werden will. Schon vor dem Final galt sie als die beste Unihockey-Torhüterin der Welt. Mit dem Shutout im Final bestätigte sie das zusätzlich.
Dabei hatte Heini vor anderthalb Wochen nicht an den Titel geglaubt. «Wir redeten über die Rückreise», so Heini. «Da erwähnte die Team-Managerin, dass wir nach der Goldmedaille wohl gemeinsam an den Empfang fliegen werden. Ich habe sie ausgelacht!»
Auch Oscar Lundin, der Nationaltrainer, wurde korrigiert. Als er den Spielerinnen erklärte, wie die Schweiz bei der WM spielen wolle, sagten die Spielerinnen: Falsch, wir wollen nicht so spielen, sondern wir wollen so siegen!
Die blitzenden Augen
Letztlich stand und hielt das Schweizer System aber dank Lara Heini. «Wenn ich Laras Augen hinter der Torhüter-Maske nach sieben, acht Minuten blitzen sehe, dann weiss ich, dass sie parat ist», sagte Nationaltrainer Oscar Lundin. «Zwei Tage nacheinander war das so. Sie war grossartig. Und die Mannschaft hat knallhart für Lara alles gegeben.»
So kam es in Tschechien am Sonntagabend zum tollen Happy-End. Für den Nationaltrainer, der bei seiner Premiere vor zwei Jahren die Medaillen verpasst, am darauffolgenden Turnier alle Spiele verloren hat und deswegen früh in seiner Amtszeit in die Kritik geraten war. Aber auch für Lara Heini, die lange als die Torhüterin galt, die die wirklich grossen Spiele verliert. Viermal verlor sie den schwedischen Playoff-Final. In dieser Saison gewann sie vor dem WM-Titel aber auch schon die Unihockey-Champions-League mit einem Shutout im Final.
