Thuner Ärger nach den St. Galler Wirkungstreffern
Sport
14. December 2025

Thuner Ärger nach den St. Galler Wirkungstreffern

Viel Kampf, wenig Spiel und zwei wichtige Entscheide prägen das Spitzenspiel der Super League am Samstag, das St. Gallen in Thun mit 2:0 gewinnt.

Keiner fasste das Spitzenspiel ganz ohne Worte so gut zusammen wie Dominik Franke. Der deutsche Verteidiger des FC Thun war gezeichnet wie ein Boxer mit seinem tiefen Cut auf dem Nasenrücken. «Alles gut», meinte gegenüber dem TV-Sender «blue». «Ich denke, es ist gebrochen, aber es geht weiter. Das gehört zum Fussball dazu.»

Der Kampf stand am Samstagabend in Thun im Mittelpunkt. Weder Gastgeber noch Gäste machten ein Hehl daraus, dass in der am Ende wegen Nebel-Unterbrüchen über 100 Minuten langen Spitzenpartie nicht der spielerische Aspekt, sondern die Zweikämpfe entscheidend gewesen seien. «Wir spielen ganz ähnlich wie Thun, schnell nach vorne mit vielen langen Bälle», sagte der St. Galler Christian Witzig gegenüber SRF. «Mit dem Kunstrasen und der Kälte war es für uns Spieler nicht so angenehm. Es war halt ein Fight, den wir gewonnen haben.» Sie hätten alles wegverteidigt, brachte es Carlo Boukhalfa, in der 77. Minute Torschütze zum 2:0, auf den Punkt.

Die Auswirkungen auf die Tabelle sind zwei Runden vor der Weihnachtspause bedeutend. Hätte der FC Thun gewonnen, wäre er mit neun Punkten Vorsprung bereits Wintermeister. Nun hat er nur noch drei Zähler Reserve auf den FC St. Gallen, der in den nächsten Tagen noch gegen Sion und bei den Grasshoppers spielt. Die Berner Oberländer sind in der bevorstehenden englischen Woche noch in Winterthur und gegen den FC Zürich im Einsatz.

Lustrinelli ärgerte sich

Der schöne Vorsprung ist fast auf einen Schlag weg. Das steckte auch der fast immer ruhige Thuner Trainer Mauro Lustrinelli nicht einfach so weg. An der Medienkonferenz nach dem Spiel sprach er von zwei Fehlentscheiden des Videoschiedsrichters und meinte damit die beiden Aktionen vor den Toren. Aliou Baldé habe das 1:0 aus Abseitsposition geschossen, und der Penalty, der zum 2:0 führte, sei keiner gewesen.

Tatsächlich hätte man in beiden Szenen auch umgekehrt entscheiden können, ohne wohl ganz falsch zu liegen. Aber Pech alleine erklärt die Niederlage nicht, und das war auch Lustrinelli klar: «Für den Sieg haben wir zu wenig gemacht.» Intensität und Spielfreude waren nicht auf der Höhe dessen, was der Aufsteiger in den letzten Monaten seit der Rückkehr in die Super League gezeigt hat. «Wir haben unser Spiel nicht durchgezogen», bedauerte Franke.

St. Galler Freude, Thuner Gelassenheit

Auch beim FC St. Gallen hätte es kritische Stimmen gegeben, wenn er nicht die drei Punkte aus Thun mitgenommen hätte. So aber durfte der Verfolger nach einem spielerisch faden Match das Positive herausstreichen. «Topleistung», urteilte Boukhalfa und bezog sich auf die tadellose Einstellung seines Teams. Von der Wintermeisterschaft oder anderen übergeordneten Zielen will der achtfache Saisontorschütze (noch) nichts wissen: «Das Ziel ist, Spiele zu gewinnen. Um auf die Tabelle zu blicken, ist es noch zu früh.»

St. Gallen hat einen wichtigen Kampf gewonnen, aber K.o. ist der FC Thun deshalb noch nicht. Der Berner Captain Leonardo Bertone wusste das grosse Ganze im Auge zu behalten. Auch nach 17 Runden ist der FCT noch der punktemässig beste Aufsteiger der Super-League-Geschichte. Bertone hält es nach dem St. Galler Wirkungstreffer deshalb wie Franke. Die Niederlage sei zwar bitter, aber es stünden vor Weihnachten noch sechs Punkte auf dem Spiel: «Darum alles gut.»