Anwesen von Schriftsteller Günter Grass steht zum Verkauf
Das frühere Wohnhaus von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass im schleswig-holsteinischen Behlendorf in Norddeutschland steht zum Verkauf. Ein Lübecker Maklerbüro bietet das Anwesen im Internet um 1,6 Millionen Euro zum Verkauf an.
Grass lebte von 1986 bis zu seinem Tod 2015 in dem kleinen Ort rund 50 Kilometer östlich von Hamburg. Sein Büro und sein Archiv mit den bildkünstlerischen Werken befinden sich seit Mitte der 1990er-Jahre im heutigen Günter Grass-Haus in der Lübecker Altstadt.
Das Maklerbüro schreibt in seiner Anzeige, dass Grass in Behlendorf Inspiration und Ruhe gefunden habe. Er habe dort geschrieben, gemalt und die Natur beobachtet. «In seinen Texten beschreibt er den Garten, die Obstwiese und den Blick auf den Kanal – Orte, die bis heute ihre besondere Atmosphäre bewahrt haben. Dieses Anwesen ist damit nicht nur ein Zuhause, sondern ein Stück lebendige Kulturgeschichte.»
Verwendung als kulturelle Begegnungsstätte war gescheitert
Das Haus verfügt über elf Zimmer auf 354 Quadratmetern und wurde demnach 1968/87 modernisiert. Es habe eine absolute Alleinlage. Das Grundstück, auf dem auch ein zweites als Gästehaus und Atelier gedachtes Gebäude stehe, wird mit einer Grösse von 21’611 Quadratmetern angegeben.
Der Verkauf des Anwesens in Behlendorf widerspricht nach Angaben der Günter und Ute Grass Stiftung nicht dem gemeinsamen Testament des Nobelpreisträgers und seiner Frau. «Darin war festgelegt worden, dass bis zu fünf Jahre nach dem Tod des Letztverstorbenen des Paars nach einer Verwendung als kultureller Begegnungsstätte gesucht werden solle», sagte die Geschäftsführerin der Stiftung, Hilke Ohsoling. Entsprechende Bemühungen seien leider bis zuletzt ohne positives Ergebnis geblieben.
Grass starb 2015, seine Frau im April 2021. Die Lübecker Bürgerschaft entschied sich gegen einen Kauf des Anwesens in Behlendorf. Das Günter Grass-Haus in Lübeck wird jedoch durch die 5500 Bände umfassende Bibliothek des Nobelpreisträgers und rund 800 Gegenstände aus dem Nachlass aufgewertet.
Von Danzig über Düsseldorf in den Norden
Der 1927 in Danzig geborene Schriftsteller, der nach 1945 zunächst Bildhauerei und Grafik in Düsseldorf studierte, verfasste Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Zu den bekanntesten Werken gehören sein Debütroman «Die Blechtrommel», «Das Treffen in Telgte», «Die Rättin», «Der Butt», die Novelle «Im Krebsgang» sowie sein autobiografisches Buch «Beim Häuten der Zwiebel», in dem er unter anderem seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS offenbarte.
Für viel Wirbel sorgte auch sein Gedicht «Was gesagt werden muss», in dem er die Atompolitik der israelischen Regierung kritisierte – und ihm den Vorwurf des Antisemitismus eintrug. 1999 war Grass mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden.
