Eltern trauen Töchtern in Naturwissenschaften weniger zu als Söhnen
Wirtschaft
30. October 2025

Eltern trauen Töchtern in Naturwissenschaften weniger zu als Söhnen

Eltern in der Schweiz beurteilen die Fähigkeiten ihrer Töchter in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik systematisch tiefer als jene ihrer Söhne. Auch sich selber schätzen Männer in diesen Bereichen deutlich kompetenter ein als Frauen.

Das zeigt die am Donnerstag von der ETH Zürich veröffentlichte Untersuchung zu den sogenannten MINT-Fächern. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Das «MINT-Stimmungsbarometer 2025» beruht auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung unter rund 1600 Schweizer Einwohnerinnen und Einwohnern.

Die befragten Männer schätzten ihre eigenen MINT-Fähigkeiten auf einer Skala von 0 bis 10 im Durchschnitt mit 5,6 Punkten ein, Frauen jedoch nur mit 4,1 Punkten.

Auch bei der Beurteilung der Kinder unter Eltern oder erziehungsberechtigten Personen aus der Befragung zeigt sich das Muster klar: am deutlichsten laut dem Bericht im Bereich der Technik, wo die Söhne im Durchschnitt mit 5,7 Punkten eingeschätzt wurden, die Töchter aber nur mit 4,4. Aber auch in der Mathematik (6,0 für Sohne und 5,3 für Töchter), der Informatik (5,7 gegenüber 5,0) und den Naturwissenschaften (5,5 gegenüber 5,2 ) wurden die Fähigkeiten der männlichen Kinder höher eingeschätzt als jene der weiblichen.

«Solche Wahrnehmungsmuster deuten auf persistente Stereotype hin, die über Generationen fortwirken», heisst es im Bericht.

Begrenzte individuelle Attraktivität

Insgesamt geniessen MINT-Berufe laut dem Bericht ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Sie werden aber zugleich mit hohen Anforderungen, männerdominierten Strukturen und wenig attraktiven, stereotypen Vorstellungen des MINT-Berufsalltags assoziiert. Dazu gehören etwa kaum Teamwork oder Männerlastigkeit. Dieses Bild führt zu einem Paradox: hohe gesellschaftliche Wertschätzung bei gleichzeitig begrenzter individueller Attraktivität.

Zur langfristigen Fachkräftesicherung müsse die Förderung bereits früh erfolgen, so die Autorinnen und Autoren. «Früh gestellte Weichen – etwa durch spielerisches Lernen, praxisnahen und stereotypfreien Unterricht – stärken Kompetenzen nachhaltig und legen den Grundstein für spätere Bildungs- und Berufsentscheidungen», heisst es im Bericht. Lehrpersonen aller Stufen aber auch Erziehungsberechtigte spielen demnach eine Schlüsselrolle in der MINT-Förderung.