Noè Ponti geht an der WM auf Medaillenjagd
Noè Ponti fehlt noch eine WM-Medaille auf der Langbahn im bereits eindrücklichen Palmarès. Vieles spricht dafür, dass er diese Lücke in Singapur schliessen wird.
Einen Tag vor dem Beginn der Pool-Wettkämpfe am Sonntag findet eine Medienkonferenz mit internationalen Stars statt. Eingeladen wurde auch Noè Ponti, was zeigt, welchen Status der 24-jährige Tessiner mittlerweile geniesst. Zwar verpasste er im vergangenen Jahr in Paris eine weitere Olympia-Medaille nach Bronze 2021 in Tokio über 100 m Delfin. An den Kurzbahn-Weltmeisterschaften im Dezember in Budapest war er dann allerdings mit drei Goldmedaillen der erfolgreichste Schwimmer. Er hält im 25-Becken die Weltrekorde über 50 und 100 m Delfin, in jenen Disziplinen, in denen er in Singapur an den Start geht.
Seit Paris ungeschlagen
Auch wenn Ponti auf der Kurzbahn wegen seiner aussergewöhnlichen Unterwasserphase stärker einzustufen ist als im 50-m-Becken, ist ihm auch im Stadtstaat in Südostasien einiges zuzutrauen. Er ist seit Paris ungeschlagen, dementsprechend gross ist sein Selbstvertrauen. Dass seine Erfolge grössere Erwartungen schüren, ist für ihn ein Teil des Spiels.
«Die Leute können erwarten, was sie wollen», sagt Ponti in einer Medienrunde. «Der einzige Druck, den ich habe, kommt von mir selber. Ich möchte endlich an einer Langbahn-WM eine Medaille gewinnen.» Er betont aber: «Das ist nicht so einfach, wie man denkt. Dafür müssen viele Faktoren zusammenstimmen.»
Dass Ponti mit Druck umzugehen vermag, hat er in Budapest mehr als bewiesen. «Dort konnte ich nur verlieren», blickt er zurück. Dass er dennoch erfolgreich war, ist für ihn eine hilfreiche Erfahrung. Zudem seien in Singapur andere favorisierter als er, sagt Ponti. Über 100 m Delfin sieht er «vier oder fünf» Podest-Kandidaten, über die halbe Distanz mindestens zehn.
Weniger Kilometer zurückgelegt
Auf die 200 m Delfin verzichtet Ponti, obwohl es auf dieser Strecke «dieses Jahr vielleicht einfacher gewesen wäre, eine Medaille zu gewinnen, da die beiden Besten fehlen». Er mag diese Disziplin jedoch nicht besonders, benötigte eine Pause. «Ich verbrauchte immer sehr viel Energie für die 200 m Delfin, denke, nun freier zu sein im Kopf für die 50 und 100 m Delfin.»
Hat er im Training etwas geändert seit Paris? «Ich habe nicht so viele Kilometer zurückgelegt wie im vergangenen Jahr.» Im Februar und März trainierte Ponti viel alle Lagen und dann auch noch ein bisschen im Mai und Juni. «Das half mir auch mental.»
Im heissen und feuchten Singapur ist er bereits seit vergangenem Samstag, mit dem Jetlag hatte er nicht gross zu kämpfen. Am Donnerstag wechselten die Schweizer in ein «offizielles» Hotel, da ab diesem Tag im Wettkampf-Pool trainiert werden durfte respektive darf. An Singapur hat er gute Erinnerungen, schwamm er dort doch Anfang November 2024 seinen zweiten Weltrekord auf der Kurzbahn über 50 m Delfin.
Aus Fehlern gelernt
Frage an Markus Buck, den Chef Leistungssport von Swiss Aquatics: Was macht Ponti nebst den schwimmerischen Stärken so aussergewöhnlich? Noè wisse inzwischen, auf was es ankomme und schaffe es, seine Lockerheit zu bewahren. «Er und seine Leute haben aus der Übermotivation oder Leichtsinnigkeit aus der Vergangenheit sehr viel gelernt. Noè macht einen Fehler in der Regel einmal und dann nicht mehr. Ausserdem ist er nach wie vor hungrig nach Erfolg.»
Die Form von Ponti stimmt auf jeden Fall, das zeigen die Daten aus den Standardserien im Training – es werden jedes Jahr mehr oder weniger zum gleichen Zeitpunkt Tests durchgeführt. Ist Ponti besser als vor Paris? Buck: «Er ist gut unterwegs, ich bin guter Dinge.»
Die Perspektiven sind also viel versprechend, dass es für die Schweiz weitere Medaillen an Langbahn-Weltmeisterschaften geben wird. Bislang holte Swiss Aquatics, wie der Verband jetzt heisst, acht Medaillen an diesem Anlass – sechs silberne und zwei bronzene. Gold wäre also eine Premiere, die Ponti zuzutrauen ist und niemanden mehr überraschen würde. Nicht umsonst gehört er zu den internationalen Stars.