Englands späte Stiche ins italienische Herz
Sport
23. July 2025

Englands späte Stiche ins italienische Herz

Englands Frauen-Team wahrt sich an der EM dank erneut spät erzielten Toren die Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung. Halbfinal-Gegner Italien fehlt eine gute Minute zur grossen Überraschung.

Es waren rund 70 Sekunden, die in der Nachspielzeit noch blieben. 70 Sekunden, die Italien noch hätte überstehen müssen für den dritten Final-Einzug bei einer Europameisterschaft, den ersten seit 28 Jahren. Ein mickriger Wert von Zeit – und schliesslich doch lang genug, um den Anfang vom Ende für die Azzurre einzuläuten, den Traum und die Überraschung platzen zu lassen, aus der Equipe von Coach Andrea Soncin ein Häufchen Elend zu machen.

Die eingewechselte Michelle Agyemang traf zum Ausgleich für die Engländerinnen – und die Italienerinnen mitten ins Herz. Wieder war es die 19-jährige Stürmerin, bei Arsenal Teamkollegin von Lia Wälti, die ihren Teil dazu beitrug, dass die Hoffnung der Lionesses auf die erfolgreiche Titelverteidigung weiter Bestand hat. Im Viertelfinal gegen Schweden hatte sie mit dem Treffer zum 2:2 ihr Team in die Verlängerung gerettet. Chloe Kelly, auch sie mit zwei Vorlagen nach ihrer Einwechslung am Umschwung gegen die Skandinavierinnen hauptbeteiligt, machte mit dem im Nachschuss verwandelten Foulpenalty in der zweitletzten Minute der Verlängerung das erneut späte Glück perfekt.

Zwei spät erhaltene Tore, dazu ein zumindest fragwürdiger Penalty – das war zu viel des Schlechten für die Italienerinnen. Tränen flossen, der erhoffte Jubel machte einer grausamen Leere Platz. Captain Cristiana Girelli, und nicht nur sie, weinte bitterlich, als sie nach Spielschluss vor die Kameras trat. «Natürlich haben wir uns diesen Final gewünscht, denn es hätte wirklich etwas Unglaubliches, etwas Aussergewöhnliches bedeutet», sagte die 35-jährige Stürmerin, die wegen Krampferscheinungen vorzeitig ausgewechselt worden war. «Leider sollte es nicht sein. Fussball gibt, Fussball nimmt.»

«Penalty? Ich weiss es nicht»

«Wir waren eine Minute vom Final entfernt. Die Spielerinnen hätten ein anderes Ende verdient gehabt. Das ist eine bittere Niederlage. Das ist etwas, das weh tut. Aber wir müssen stolz sein auf das, was wir erreicht haben», sagte Trainer Soncin. Die Szene, die zum Penalty führte, habe er sich nach dem Spiel kurz angeschaut. «Sie haben sich gegenseitig festgehalten. War es ein Penalty? Ich weiss es nicht.»

Hier die grosse Tristesse, wenige Meter daneben der grosse Jubel, Tränen der Freude und Erleichterung. Esme Morgan packte den britischen Humor aus. «Solche Spiele voller Drama machen natürlich am meisten Spass – und wir unterhalten einfach gerne», sagte die Innenverteidigerin. Natürlich war sie auch voll des Lobes über Michelle Agyemang. «Sie ist einfach eine unglaublich intelligente Spielerin, die weiss, wo sie sich den Raum nehmen muss.»

Chloe Kelly hob ebenfalls Michelle Agyemang hervor. «Sie hat nach ihrem Eintritt für einen Ruck in unserem Team gesorgt. Sie hat uns viel Selbstvertrauen gegeben.» Trainerin Sarina Wiegman fand: «Sie hat etwas Besonderes. Sie ist erst neunzehn, aber schon sehr reif. Wenn sie so weitermacht, hat sie eine sehr grosse Zukunft.»

Fünfter Final in Folge für Sarina Wiegman

Die nahe Zukunft für Sarina Wiegman und ihr Truppe heisst Final. Für die Niederländerin könnte der Sonntag mit dem dritten EM-Titel am Stück enden. Vor acht Jahren hatte sie die Equipe ihres Heimatlandes zum Triumph geführt. Insgesamt steht Sarina Wiegman zum fünften Mal in Folge im Final eines Grossanlasses an der Seitenlinie. Vor sechs Jahren hatte sie mit den Niederländerinnen und im vorletzten Jahr mit England das WM-Endspiel verloren.

Es waren bittere Momente damals – auch wenn das 0:2 gegen die USA und das 0:1 gegen Spanien nicht auf derart spektakuläre Weise zustande kamen. Sarina Wiegman weiss trotzdem, wie sich die Italienerinnen fühlen.

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