Laia Ballesté glaubt an den Sieg gegen ihre zweite Heimat
Sport
14. July 2025

Laia Ballesté glaubt an den Sieg gegen ihre zweite Heimat

Laia Ballesté ist in Spanien aufgewachsen und kennt den Schweizer Viertelfinalgegner besser als alle. Auch wenn die Innenverteidigerin sportlich eine Nebenrolle spielt, will sie den ganz grossen Coup.

Als ihr Handy klingelt, ist sich Laia Ballesté gerade am Entspannen. Im Bikini liegt sie auf der Terrasse ihres Zuhauses und geniesst den Sommer. Fussball ist da gerade weit weg, doch als die 26-Jährige am anderen Ende der Leitung Pia Sundhage hört, rückt dieser ganz schnell wieder in den Fokus.

Ballesté steht am Sonntagnachmittag im Kultur- und Kongresszentrum in Thun, dem Ort, an dem sich während dieser Europameisterschaft die Spielerinnen und Staffmitglieder des Schweizer Nationalteams mit den Medienschaffenden treffen. Statt Sonnencrèmeflaschen und exotische Drinks werden Ballesté Mikrofone entgegengestreckt. Und obwohl sie eigentlich den letzten Kaderschnitt vor der EM nicht überstanden hatte, ist die Verteidigerin plötzlich Teil eines Teams, das an diesem Turnier Historisches geschafft hat und am Freitag in Bern ausgerechnet gegen ihr Heimatland Spanien seinen ersten EM-Viertelfinal überhaupt wird bestreiten können.

Sundhage habe ihr bei Gesprächen immer gesagt, dass sie weiter trainieren und fit bleiben solle, sagt Ballesté. Und als dann Luana Bühler verletzungsbedingt Forfait erklären musste, wählte die Nationaltrainerin als Erstes Ballestés Nummer auf ihrem Telefon. «Ich musste meiner Mutter nebenan sagen, dass sie ruhig sein soll, damit ich hörte, was Pia sagt», erzählt Ballesté mit einem Lachen. «Aber sie machte schon Luftsprünge vor Freude, dass ich nun doch dabei sein könnte.»

Das missglückte Debüt

Aufgeboten war die Spielerin von Espanyol Barcelona zwar regelmässig, seit sie die Verantwortlichen im SFV gewissermassen aus dem Hut gezaubert hatten. Ihre Mutter ist Schweizerin, sie hat Verwandte in Neuenburg und Sonceboz, und die Grossmutter tischt regelmässig traditionelle Schweizer Gerichte wie «Ghackets & Hörnli» auf, wenn sie in der Romandie zu Besuch ist.

Als Fussballerin vermochte Ballesté im Schweizer Trikot bis anhin indes keine grossen Spuren zu hinterlassen. In ihrem einzigen Einsatz in der Nations League machte sie im April beim 3:3 auf Island keine stilsichere Figur und war bei zwei Gegentreffern zumindest mitschuldig. Dass ihr Debüt besser hätte laufen können, weiss Ballesté selbst. Dass es eher unwahrscheinlich ist, dass Trainerin Sundhage für den EM-Viertelfinal in der Dreierkette mit Noelle Maritz, Julia Stierli und Viola Calligaris Änderungen vornimmt, ebenfalls.

Dennoch will die spanisch-schweizerische Doppelbürgerin ihren Beitrag zum Erfolg des Teams leisten und bereit sein, wenn sie auf dem Feld gebraucht wird. «Jede Spielerin kennt ihre Rolle», sagt sie. «Ich möchte das Team unterstützen, egal, ob ich spiele oder nicht.»

Mitgefiebert mit Italien

Am Freitag unternahmen die Schweizerinnen einen Ausflug ins Wankdorfstadion und sahen sich die Partie zwischen Spanien und Italien (3:1) an. Was ihr dabei aufgefallen ist, will Ballesté nicht verraten. Schliesslich könnte es ja sein, dass ihre Aussagen dann doch irgendwie im spanischen Lager in Lausanne landen. Mit der spanischen Stürmerin Cristina Martín-Prieto ist sie gut befreundet, auch sonst kennt sie einige Spielerinnen im Team der Weltmeisterinnen persönlich.

Ballesté sagt, sie habe im Stadion mit Italien mitgefiebert und gehofft, dass die Squadra Azzurra der Viertelfinalgegner der Schweiz werden würde. «Schliesslich wissen wir alle, über wie viel Qualität Spanien verfügt.» Aber: «Wenn sie einen schlechten Tag haben, liegt auch für uns etwas drin. Denn auch wir haben viel Potenzial.»

Die Defensivspielerin weiss, dass sie in gewisser Weise die Rolle der Spionin innehat, dass wohl niemand im Umfeld der SFV-Auswahl so gut über die Spanierinnen Bescheid weiss wie sie. Ballesté sagt, sie werde in den nächsten Tagen in der Kabine öfters das Wort ergreifen und ihr Wissen und ihre Beobachtungen mit dem Team teilen.

Gleichzeitig ist ihr auch bewusst, dass sie der Schweiz trotzdem keine Blaupause ausdrucken kann, wie am Freitag der ganz grosse Coup gelingt. «Ich denke nicht, dass sie mich im spanischen Team gross beachten und jetzt schon zittern», sagt Ballesté und lacht.

Aber dann sagt sie etwas, das der Fussballschweiz eben doch diesen Funken Hoffnung gibt, dass das EM-Abenteuer nicht in Bern zu Ende geht, und das auch schon die in Barcelona engagierte Sydney Schertenleib angetönt hat. «Wie jedes Team hat auch Spanien Schwächen. Wir müssen einfach bereit sein und die Chancen nutzen, die sich uns bieten. Weshalb sollten wir nicht gewinnen?»

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