«Bei den Frauen ist alles absolut friedlich»
Der Lachner Reto Weber ist als Volunteer an der Frauen-EM im Einsatz. Bild: zvg
Ausserschwyz, Erste Seite
14. July 2025
Kopf des Tages

«Bei den Frauen ist alles absolut friedlich»

Der 56-jährige Reto Weber aus Lachen ist einer von 2500 Volunteers an der Fussball-EM der Frauen in der Schweiz. Wie es dazu kam, was er genau zu tun hat und welches Team sein Favorit ist, erzählt er im Interview.

Irene Lustenberger

Wie kamen Sie zu Ihrem Volunteer-Job?

Ich habe mich im letzten Herbst über die Plattform der UEFA für diesen Anlass beworben.

Gab es ein Casting oder Bewerbungsgespräch?

Es gab ein Online-Casting, wo ich nach meiner Motivation und meinen Wünschen befragt wurde und wo geprüft wurde, ob ich Englisch sprechen kann. Englisch ist die Kommunikationssprache, weil es Volunteers aus 31 Ländern gibt.

Sind Sie zum ersten Mal als Volunteer im Einsatz?

Nein. Ich war schon bei der Herren-EM 2008 dabei und auch schon an zwei Ski-Weltmeisterschaften, dort vor allem im Mediencenter.

Warum sind Sie gerade in Bern im Einsatz?

In Zürich gab es zu viele Bewerbungen, deshalb wurde ich für eine andere Stadt angefragt. In Bern bin ich sehr oft zum Fussball schauen beim FC Breitenrain und mit meinem Sohn bei YB.

Was genau ist Ihre Aufgabe?

Wir vier Lead Ceremony Volunteers sind verantwortlich, dass das UEFA-Banner nach der Bewässerung auf dem Platz aufgebaut und nach der Platzwahl wieder abgebaut wird.

Konnten Sie wählen, was Sie machen möchten?

Ja, ich hatte drei Auswahlmöglichkeiten. Aber im Stadion mittendrin zu sein, war mein Favorit.

Wie kann man sich einen Tag als Volunteer vorstellen?

Am ersten Tag mussten wir bereits um 11.30 Uhr in Bern sein, um für unsere Aufgabe eingewiesen zu werden und zu üben. Am Matchtag sind wir um 16.30Uhr im Volunteercenter. Nach 17 Uhr werden die Abläufe zwei- bis dreimal geübt mit Einlauf und Nationalhymnen. Danach geht es in die Kabine für einen Snack, und um 20.15 Uhr werden wir abgeholt und stehen im Stadion bereit. Nach dem Abbau vor dem Spielbeginn haben wir Feierabend und können nach Hause gehen.

An wie vielen Spielen sind Sie im Einsatz?

Ich bin bei allen vier Spielen in Bern dabei.

Verfolgen Sie die anderen Spiele der Frauen-EM im Stadion, an einem Public Viewing oder zu Hause vor dem TV?

Ich schaue im TV und war in Zürich auch schon im Stadion.

Was ist das Schöne am Volunteer-Sein?

Die Emotionen und das Erlebnis wie am Spiel Schweiz-Island: mitten auf dem Platz zu sein in einem vollen Stadion bei den Hymnen und Spielerinnen und alles mitzubekommen. Und mit vielen anderen coolen Leuten einen kleinen Beitrag zu leisten für einen grossen Event.

Was unterscheidet die Fussball-EM der Frauen von derjenigen der Männer?

Bei den Frauen ist alles absolut fried-lich und im Stadion sind die Fans oft nicht durch Zäune getrennt.

Ich habe in Bern festgestellt, dass auch sehr viele Familien mit Kindern im Stadion sind und Stimmung machen. Bei den Männern sind die Sicherheitsvorkehrungen grösser und alles ist noch eine Spur grösser und kommerzieller.

Wer ist Ihr Favorit für den Titel?

Sie sind nicht optimal gestartet, aber die Lionesses (England) werden den Titel verteidigen. (Das Spiel England – Wales war gestern bei Redaktionsschluss noch im Gange, das Interview wurde vorher geführt, Anm. d. Red.)

Sie sind grosser Fussball-Fan. Welches Spiel werden Sie nie vergessen und warum?

Da gibt es einige grosse Spiele, die ich nicht vergessen werde. Speziell sind immer die Spiele, in denen es aussichtslos erscheint, man nach 45 Minuten gehen möchte und am Ende das Spiel doch noch gedreht wird. So wie GC gegen den FCZ im Cup vor ein paar Jahren. GC lag 1:5 zurück und hat am Schluss 6:5 gewonnen.