Es soll der nächste Meilenstein folgen
Gefragt: Rekord-Nationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic schreibt nach einem Training Ende Juni fleissig Autogramme und steht für Selfies bereit. Bild: Alessandro della Valle/ Keystone
Sport
10. July 2025

Es soll der nächste Meilenstein folgen

Simon Scheidegger (sda)

Ana-Maria Crnogorcevic hat in ihrer Karriere im National-team schon viel erlebt. Seit ihrem Debüt im August 2009 gegen Schweden (3:0) sind fast 16 Jahre vergangen. Damals lief die Berner Oberländerin als Sturmspitze auf, und im Stadion Niedermatten in Wohlen verloren sich rund 200 Menschen auf den Zuschauerrängen.

Am Mittwochnachmittag sitzt Crnogorcevic im Bauch des Stade de Genève. Im rot-weissen Trikot hat keine Frau mehr Spiele bestritten (171) und Tore erzielt (74) als die 34-Jährige, an der sich zumindest skizzenhaft nachzeichnen lässt, welche Entwicklung der Frauenfussball genommen hat, seit sie als kleines Mädchen erstmals ihre Schuhe für den FC Steffisburg schnürte.

Autogramme beim Einkaufen

Denn wenn das Schweizer Nationalteam heute Donnerstag ins Stadion fahren wird, werden Fans erwartungsfroh beim Garageneingang stehen, ihre Schweizer Fahnen schwenken und «Hop Suisse» rufen. Und es werden in den Restaurants und Bars der Schweiz, aber auch auf den heimischen Sofas, Tausende mitfiebern mit diesem Team und hoffen, dass die EM-Reise der Gastgeberinnen am Donnerstagabend nicht jäh zu Ende geht.

«Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich einmal so etwas erleben würde», sagt Crnogorcevic und erzählt, wie sie mittlerweile beim Einkaufen erkannt und um ein Foto oder Autogramm gebeten werde – nicht nur von Mädchen, sondern auch von Jungs. Und dass die Leute nun auch mit ihrem Namen auf dem Trikot herumlaufen und über die Spiele des Teams diskutiert wird, zeigt Crnogorcevic, wie sehr sich der Sport entwickelt hat und mittlerweile en vogue ist. «Ich hoffe, es geht so weiter.»

Crnogorcevics Flexibilität

Crnogorcevic hat in der Schweizer Auswahl nicht mehr die sportliche Wichtigkeit von einst, dennoch wurde sie in den bisherigen EM-Partien gegen Norwegen und Island jeweils eingewechselt. Nicht mehr als torgefährliche Sturmspitze, sondern auf der rechten Abwehrseite als Verteidigerin mit Offensivdrang. Es ist die Rolle, welche Trainerin Pia Sundhage für die Berner Oberländerin vorsieht, zumal sie auch zu ihrer Zeit beim FC Barcelona jeweils in dieser Position nominiert wurde. Die Variabilität kommt dem Team zugute, und als Crnogorcevic gefragt wird, ob sie eigentlich auch als Innenverteidigerin auflaufen könnte, sagt sie mit einem Lächeln: «Ich würde es wohl irgendwie hinbekommen. » Auf derlei Experimente wird sich Sundhage heute Abend (21 Uhr) im letzten EM-Gruppenspiel gegen Finnland kaum einlassen. Schliesslich steht für die Schweizerinnen der erstmalige Einzug in die Viertelfinals einer Europameisterschaft auf dem Spiel. «Wir müssen die Balance fin-den », sagt die Schwedin. «Die Balance, unser eigenes Spiel zu spielen und uns, wenn nötig, an die Gegnerinnen anzupassen.»

Inspiration durchs Team

Auch Crnogorcevic möchte nicht auf ein Unentschieden spekulieren, welches das Weiterkommen der Schweiz sicherstellen würde. «Wir wollen Tore schiessen und gewinnen », sagt sie. Aber Finnland sei das stärkste Team der Gruppe und taktisch sehr variabel. «Es wird nicht einfach, aber es ist unser grosses Ziel, Geschichte zu schreiben.»

Das Schweizer Fussball-Nationalteam der Frauen hat in Genf die grosse Chance, erstmals in die K.o-Phase einer EM einzuziehen. Für die Rekordspielerin Ana-Maria Crnogorcevic ein Meilenstein.