«Noch nie so leer» – Tennisstar Zverev fühlt sich einsam
Sport
2. July 2025

«Noch nie so leer» – Tennisstar Zverev fühlt sich einsam

Nach seinem Wimbledon-Aus in der 1. Runde spricht Alexander Zverev über mentale Probleme. Er fühle sich alleine, brauche eventuell eine Therapie. Wie geht es nun weiter?

Alexander Zverev stützte sein Gesicht in die linke Hand und sprach mit leiser, klarer Stimme. «I like Tennis» stand hinten auf seinem weissen T-Shirt im kinoartigen Media Theatre von Wimbledon – doch seine Aussagen reichten weit über den Sport hinaus. In bemerkenswerter Deutlichkeit offenbarte der 28-Jährige nach dem Erstrunden-Aus mentale Probleme, ein Gefühl der Einsamkeit in seinem Leben sowie fehlende Motivation auf und neben dem Platz. Wie geht es mit der Nummer 3 der Welt nun weiter?

Möglicherweise brauche er erstmals in seinem Leben eine Therapie. «Ich habe mich noch nie so leer gefühlt. Mir fehlt der Spass an allem, was ich tue», sagte Zverev zwei Stunden nach seinem frühen Scheitern gegen den Franzosen Arthur Rinderknech über sein Seelenleben. «Etwas in mir muss sich ändern, etwas, das nicht notwendigerweise auf dem Tennisplatz liegt.»

Hat sich nicht angedeutet

Auch seine engsten Vertrauten zeigten sich von den Aussagen des dreifachen Grand-Slam-Finalisten überrascht. Zverevs knapp zehn Jahre älterer Bruder Mischa versuchte sich am späteren Abend als TV-Experte von Prime Video an einer Einordnung. «Da hat sich nichts Grossartiges angedeutet, viele Sachen erfahre ich auch von euch», sagte der frühere Profi. «Ein oder zwei Tage nach einem Ereignis kommt man noch mal zusammen, und dann redet man über das Thema noch mal. Wenige Stunden oder wenige Minuten nach einem Ereignis ist man noch ganz anders aufgewühlt.»

In Wimbledon setzte Zverev auf sein gewohntes Umfeld, stand mit seinem Vater auf dem Trainingsplatz, Bruder Mischa wohnte mit ihm in einem gemeinsamen Haus. Freundin Sophia Thomalla fehlte im Gegensatz zum Vorbereitungsturnier in Halle im Südwesten Londons, was angesichts des eigenen Lebens als TV-Moderatorin und Werbegesicht auch schon bei früheren Grand-Slam-Turnieren der Fall war.

Tochter als wichtigste Person im Leben

Bei den Turnieren in Deutschland wurde Zverev zuletzt zudem von seiner Tochter Mayla begleitet. Sie sei die Person, die ihn am glücklichsten mache im Leben, sagte er. «Aber sie ist vier. Normalerweise muss es andersrum sein, ich muss ihr Energie geben, ich muss sie glücklich machen und nicht andersrum. Das kann es nicht sein.»

Sie hätten sich bereits nach dem verlorenen Match unterhalten, berichtete Mischa Zverev am Dienstagabend. «Wir haben über verschiedene Sachen gesprochen, auch über positive, auch über den Match. Wir haben über Dinge gesprochen, die Spass machen und die wir in den nächsten Wochen machen können. Aber das schien alles positiv zu sein.» Er nehme die Aussagen seines Bruders ernst, betonte er. «Ich versuche zuzuhören, und dann, wenn ich kann, zu helfen.»

Doch wieder ein externer Berater im Team Zverev?

In der Frage, wie diese Hilfe nun aussehen könne, zeigte sich Alexander Zverev zunächst ratlos. Beim Turnier im kanadischen Toronto Ende Juli hoffe er, Antworten geben zu können. Ebenso schloss er nicht aus, doch wieder Einflüsse durch externe Berater im Familienunternehmen Zverev hinzuzuziehen. Diesen Rat von Legende Boris Becker hatte er zuletzt noch unwirsch zurückgewiesen, was für ein veritables Sommertheater im deutschen Tenniskosmos gesorgt hatte.

Er habe die mentalen Probleme seit den Australian Open, berichtete Zverev. Dort verpasste er durch die Final-Niederlage gegen den Italiener Jannik Sinner erneut seinen grossen Traum vom ersten Grand-Slam-Triumph. Anschliessend spielte der Hamburger rastlos Turnier um Turnier, um eine Chance auf das zweite Sehnsuchtsziel – die Spitze der Weltrangliste – zu haben. Doch diese vergebliche Jagd wurde durch frühe Niederlagen zu einer «emotionalen Achterbahnfahrt» (Mischa Zverev). Eine vierwöchige Turnierpause ist im eng getakteten Terminplan eines Tennisprofis nun eine absolute Ausnahme.

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