Von Gang zu Gang ertönt auch Alphornklang
Stefan Grüter
Es tönt urschweizerisch, heimatlich, entspannend und beruhigend an diesem Donnerstagabend vor der Mehrzweckanlage Gutenbrunnen in Schübelbach. Wie jeden Donnerstagabend proben Ralf Schmid, Ivo Steiner ,Patrick Hefti, Andreas Ziltener und Philipp Krieg. Zusammen mit Franz-Sepp Züger und Hansjörg Krieg bilden sie die Alphorngruppe Toschtelgruess.
Ziel: eine «1»
Die Männer im Alter zwischen 42 und 51 Jahren, im weissen Hirthemd, der schwarzen Hose mit dem Trachtentüechli im linken Hosensack bereiten sich auf zwei grosse Auftritte vor, die in den kommenden Wochen auf sie war-ten. Anfang Juli stellen sie sich den Juroren am Nordostschweizerischen Jodlerfest in Altstätten. Sie, die ansonsten dem Zentralschweizerischen Jodlerverband angehören, gehen diesmal fremd.
Ihr Ziel ist es, die Note 1 zu erblasen, ein «sehr gut». Ein «gut» haben sie schon viele Male geholt. Hierfür wird auch ein neues Stück eingeübt, das ihr Repertoire von derzeit einem guten Dutzend Stücke um ein weiteres ergänzt. «Es gibt ganze Notenbücher», sagt Ivo Steiner. Und die Alphorngruppe Toschtelgruess hat sogar ein eigenes Stück komponieren lassen. «Martivo » heisst es, wie Ralf Schmid erzählt. Und es sei für das Hochzeitsfest von Ivo Steiner und seiner Frau Martina komponiert worden.
… und dann am ESAF
Wenige Wochen nach dem «Nordschweizerischen » folgt der nächste Saisonhöhepunkt für die «Toschtelgrüessler ». Am ESAF in Mollis Ende August werden sie am Samstagnachmittag während der Gänge ein zehnminütiges Konzert geben. Vor 50 000 Zuhörerinnen und Zuhörern. «Einmalig», sind sich die Bläser einig. Zwar waren sie schon an den Vorgänger-Schwingfesten zu hören, aber im Rahmen eines Festaktes, «als einige wenige unter mehreren Hundert», sagt Ralf Schmid. Jetzt spielen sie als Septett vor dem Riesen-Publikum.
Aus «Fägern» wurden «Grüessler»
Dass sie dereinst vor 50 000 Zuhörern ihre Auftritte haben würden, hatten sie sich vor 13 Jahren wohl nicht erträumt. Sie waren nämlich im Februar 2012 als Mitglieder der Guggenmusik Toschtelfäger unterwegs. Und da im gleichen Jahr in Lachen das Zentralschweizerische Jodlerfest stattfand, entschlossen sie sich, eine Alphorngruppe zu gründen.
Sie alle spielen ein Blasinstrument und sind darin ausgebildet. Ralf Schmid und die Zwillingsbrüder Krieg sind zudem erblich vorbelastet: Vater Erwin Schmid ist ein bekannter Märchler Alphornbläser und Vater Stefan Krieg spielte jahrelang mit Heidi und Röbi Dobler.
Heidi und Röbi Dobler waren es denn auch, die der Alphorngruppe Toschtelgruess geholfen haben, sich binnen vier Monaten zu formieren, sodass sie im Sommer 2012 in Lachen bereits das erste «gut» erhalten hat. «Eine schöne Motivation», blickt Schmid zurück. Obwohl: «Wir mussten uns nicht nur musikalisch formen, sondern auch eine Tracht organisieren.»
Entspannend für alle
Heute, 13 Jahre später, blasen sie nach wie vor mit Begeisterung in ihre 3000 bis 4000 Franken teuren Instrumente, die alle vom gleichen Hersteller aus Fichtenholz gemacht sind, das über 1500 Metern über Meer wächst. Stundenlange Konzerte geben sie nicht, und zwar aus einem einfachen Grund: «Traditionelle Alphornklänge entspannen. Die Zuhörer werden so etwas wie schläfrig», sagt Ralf Schmid. Und genau diese Entspannung schätzen die «Toschtelgrüessler» an ihrer Passion. Und diese Entspannung dürfen am ESAF auch die Schwingfans geniessen.
Die Märchler Alphorngruppe Toschtelgruess hat in den kommenden Wochen grosse Auftritte, einer davon am ESAF in Mollis.