Imke Wübbenhorst analysiert die EM – und sieht Spanien vorne
Sport
24. June 2025

Imke Wübbenhorst analysiert die EM – und sieht Spanien vorne

Imke Wübbenhorst wird die EM als TV-Expertin eng mitverfolgen. Die YB-Trainerin sieht zwar andere Teams vorne, aber auch den Schweizerinnen traut sie den Vorstoss in die K.o-Phase zu.

Imke Wübbenhorst ist gerade am Packen, als ihr Handy klingelt. Eine Woche Ferien will sich die 36-Jährige noch gönnen, ehe sie einen intensiven, aber auch sehr aufregenden Juli vor sich hat. Die Trainerin der Young Boys wird die Women’s Euro 2025 als Expertin für das Schweizer Fernsehen begleiten, im Studio am Leutschenbach in Zürich, aber auch in den Stadien.

«Ich freue mich total, bei so einem Event mitwirken zu können», sagt Wübbenhorst. Entsprechend hat sich die Deutsche in den Wochen nach dem Titelgewinn mit den Young Boys intensiv mit den 16 Nationalteams beschäftigt, die zwischen dem 2. und 27. Juli in der Schweiz um den 14. EM-Titel bei den Frauen spielen werden.

Das Trio der Favoritinnen

Spanien, Frankreich und Deutschland bilden für Wübbenhorst das Trio der Favoritinnen, wobei sie die Iberinnen spielerisch mit ihren beiden Weltfussballerinnen Alexia Putellas und Aitana Bonmati noch vor den Französinnen sieht. Die Deutschen wiederum würden nicht durch herausragende Einzelspielerinnen zum Erfolg kommen, sondern als starkes Kollektiv. «Deutschland hat eine sehr homogene Truppe», sagt Wübbenhorst und zeigt anhand des letzten Aufeinandertreffens der DFB-Auswahl mit den Schweizerinnen im letzten November auf, was im Land des Rekordeuropameisters (8 Titel) besser gemacht wird als hierzulande.

Damals wurden dem Team von Pia Sundhage beim 0:6 im Zürcher Letzigrund deutlich die Grenzen aufgezeigt. Wübbenhorst erinnert daran, dass die Deutschen damals ihre Tore auch dank ihrer starken Präsenz im Strafraum der Schweizerinnen erzielt hätten. «Von der Physis her ist es schon ein grosser Unterschied», sagt sie, und meint damit nicht nur diese körperliche Wucht, mit der die deutschen Spielerinnen die Offensive suchen, sondern sie erwähnt auch die Schnelligkeit – in der Ballzirkulation und in den Laufwegen, aber auch mental, wie schnell sie auf dem Feld Entscheide treffen.

Es ist ein Rückstand, der für das Schweizer Nationalteam wohl nur schwer aufzuholen ist. Erst, wenn die Breite an fussballspielenden Mädchen grösser werde, könne auch anders rekrutiert werden und folglich der Aspekt der Physis besser berücksichtigt werden, vermutet Wübbenhorst.

Die fehlenden Automatismen

Seit drei Jahren arbeitet die Ostfriesin nun in Bern und ist in der Schweiz heimisch geworden. Entsprechend würde sie nur zu gern der SFV-Delegation eine erfolgreiche Heim-EM prognostizieren. Sie stellt aber fest: «Die Resultate in der Nations League haben gezeigt, dass die Schweiz leider im Moment Mühe hat.»

Nach der EM werden die Schweizerinnen nach dem neuerlichen Abstieg aus der Liga A versuchen müssen, sich auf die höchste Stufe zurückzukämpfen. Allerdings hat auch Wübbenhorst Dinge ausfindig gemacht, die dem Team seit längerer Zeit schwerfallen. Allem voran das Toreschiessen. «Nach vorne kam zuletzt schon sehr wenig», konstatiert die YB-Trainerin, was sie nicht nur, aber auch auf die taktische Ausrichtung zurückführt, mit der Sundhage agieren lässt.

Die Schwedin schwört auf ein 3-5-2-System, in dem sich die beiden Aussenläuferinnen in der Rückwärtsbewegung in eine Fünferkette zurückfallen lassen, währenddessen sie sich bei Ballbesitz auch in den Angriff einschalten sollen. «Ich frage mich, ob für dieses System die besten Spielerinnen vorhanden sind», sagt Wübbenhorst.

Gerade Iman Beney, mit der sie nun bei YB mehrere Saisons zusammengearbeitet hat, wird von der Nationaltrainerin gerne auf dieser Position nominiert, wobei Wübbenhorst findet, die junge Walliserin, die ihre Karriere bei Manchester City fortsetzen wird, wäre in einer offensiveren Rolle besser aufgehoben. «Iman hat ihre Stärken defensiv im Anlaufen», sagt Wübbenhorst. Wenn sie aber defensiv zurück rücken oder Schnittstellenpässe unterbinden müsse, habe sie noch Potenzial.

Für Beneys Entwicklung sei es sicher nicht schlecht, auf dieser ungewohnten Position Erfahrungen zu sammeln, aber gleichzeitig fehlten nicht nur ihr, sondern auch manchen Teamkolleginnen in dieser taktischen Ausrichtung die Automatismen. «Und wenn du auf internationalem Niveau zu lange überlegen musst, weil du nicht auf deine gewohnten Muster zurückgreifen kannst, ist das in der Regel ein Problem.»

Die Gegnerinnen in Reichweite

Aber auch wenn sie als Nationaltrainerin ein paar Dinge anders angehen würde, ist es Wübbenhorst wichtig, ihr Vertrauen gegenüber Berufskollegin Sundhage kundzutun. «Pia hat ihre Philosophie, und die zieht sie durch. Das ist gut», sagt sie.

Sowieso würde sich die YB-Trainerin freuen, sollte das Heimteam trotz schwieriger Vorbereitung auf der EM-Bühne plötzlich erfolgreich sein. Wübbenhorst sagt: «Finnland und Island sollten zu schlagen sein. Und Norwegen ist auch nicht weit weg. Mit dem Publikum im Rücken sind die Viertelfinals sicher möglich.»

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