Von Tunneln und Comebacks – Pilgrim läuft sich frei
Sport
21. June 2025

Von Tunneln und Comebacks – Pilgrim läuft sich frei

Alayah Pilgrim gehört zu den jungen Wilden im Schweizer Nationalteam. Rückschläge können die 22-jährige Offensivspielerin nicht brechen - im Gegenteil.

Das Gelächter ist gross an diesem sonnigen Vormittag auf dem Fussballplatz in Nottwil. Kaum hat die Trainingseinheit begonnen, schreien die ersten Spielerinnen auf. Wenige Sekunden später wird es noch lauter, krümmen sich manche vor Lachen am Boden, während andere in Jubelschreie verfallen.

Wenig später ist eine Frau mit auffälligem Haarschopf in der Liegestützposition. Strafe muss sein für eine, die beim «5 gegen 2» innerhalb weniger Sekunden gleich zwei «Tunnel» kassiert hat. «Bereitet ein Netz für Alayah vor», frotzelt Athletik-Trainer Michel Kohler. Von solchen Demütigungen lässt sich Alayah Pilgrim nicht unterkriegen. Sie gehören zum Leben einer Fussballerin. Wie Verletzungen.

Ein Déjà-vu

Die vergangene Saison, sie war eine schwierige. Für die 22-Jährige, aber auch für die Associazione Sportiva Roma. Nach dem Double in der Vorsaison mussten die Römerinnen Juventus Turin den Vortritt lassen – sowohl in der Liga als auch im Cup. Persönlich lief es Pilgrim ebenfalls nicht nach Wunsch. Nachdem sie ihrer ersten Saison ein Knorpelschaden vier Monate ausser Gefecht gesetzt hatte, erlitt sie nur einen Monat nach ihrem Comeback eine Bänderverletzung im Fuss, die sie erneut beinahe drei Monate vom Platz fernhielt.

«Es war vor allem im mentalen Bereich schwierig», sagt die Aargauerin, die Anfang 2024 nach Stationen in Aarau, Basel und Zürich in Rom gelandet ist. Seit ihrer Ankunft in der italienischen Hauptstadt hat sie lediglich 34 Spiele absolviert, nur die wenigsten über die volle Distanz. Dabei gelangen ihr vier Tore und ein Assist.

Ihre rund 500’000 Follower auf Instagram füttert sie mit Bild- und Videomaterial, darunter ihr Tor im Halbfinal der Coppa Italia. Ballannahme mit dem Aussenrist, dann drei, vier kurze Schritte, ein Haken und ein wuchtiger Abschluss mit dem Vollspann, gefolgt vom Jubel. Der nächste Post zeigt sie mit einem Kaffee in der Hand in ihrer früheren Heimat Zürich, der vorangegangene beim Telefonieren. Mit dem einen macht sie Werbung für die EM, das andere ist eine bezahlte Partnerschaft. Pilgrim weiss sich in Szene zu setzen.

Mehr Aufmerksamkeit

«Es gehört zu meinem Job, mich auf Social Media zu präsentieren, zu zeigen, dass wir starke Frauen sind», sagt sie. Aufmerksamkeit wolle sie generieren und Medienpräsenz für den Frauenfussball gewinnen.

Pilgrim teilt gute, aber auch schlechte Momente. Unter ein Schwarz-Weiss-Video, das sie nach ihrer Bänderverletzung postet, schreibt sie: Rückschläge werden dich herausfordern, harte Zeiten werden dich auf die Probe stellen, aber sie sind nicht das Ende – sie sind Teil des Weges.

Ein Weg, den sie zurück in den Kreis des Nationalteams geführt hat. «Es war nicht leicht, die Nati-Zusammenzüge zu verpassen im Wissen, dass bald die Heim-EM vor der Tür steht. Ich bin froh, dass ich seit einem halben Jahr wieder verletzungsfrei und im Rhythmus bin.»

Und damit zurück zum Training: Hatte Pilgrim beim «Rondo» noch sichtlich Mühe, rächt sie sich beim Sprintwettbewerb für die beiden Beinschüsse an ihren Teamkolleginnen. Diese sehen nur noch die Absätze. Die Stärken von Pilgrim, sie liegen eben mehr in der Offensive als im Bälle erobern. Und sie weiss mit Rückschlägen umzugehen.

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