Neues zur Geisterfahrt mit dem gestohlenen Traktor
Christine Schibschid
Glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen am Samstagabend des 10. Mai: Ein 36-jähriger Traktorfahrer hatte sein Fahrzeug auf dem Glarner Autobahnzubringer plötzlich waghalsig über die Gegenfahrbahn gelenkt und war in falscher Richtung auf die Autobahn aufgefahren. Dort tuckerte er etwa 1,5 Kilometer auf dem Pannenstreifen in Richtung Zürich, bevor er bei der Raststätte Glarnerland abfuhr und von der Polizei gestellt wurde. Den Traktor hatte der Mann zuvor im Linthgebiet gestohlen. Nachdem die Kantonspolizei St. Gallen kurz nach der Tat aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten wollte, wo genau, sind nun neue Details bekannt. Wie Polizeisprecher Florian Schneider auf Nachfrage sagt, wurde der Traktor rund zwei Tage vor der Geisterfahrt auf einem Hof in Benken gestohlen. Dabei hatte der Täter leichtes Spiel, weil der Schlüssel steckte.
Nach Angaben des Polizeisprechers ereignete sich der Diebstahl in der Nacht von Donnerstag, 8., auf Freitag, 9. Mai. Vermutlich noch vor Mitternacht. Der Besitzer meldete das Fahrzeug am Freitag als gestohlen. «Es dürfte ein Gelegenheitsdiebstahl gewesen sein. Es gab keine persönliche Beziehung zwischen Täter und Traktorbesitzer », sagt Schneider. Der 36-Jährige ha-be das Fahrzeug wohl zufällig gesehen und mitgenommen.
Schon vorher mit Traktor unterwegs
Der Traktordieb stammt laut Schneider aus dem Kanton St. Gallen, aus einer Region, die ans Linthgebiet grenzt. Es dürfte sich also ums Toggenburg oder ums Sarganserland handeln. Zwischen dem Diebstahl und dem Vorfall auf der Glarner Autobahn vergingen Tage. Was der Mann zwischendrin gemacht hat, bleibt unklar. Laut Schneider gab der Traktorfahrer den Ermittlern an, sich nicht an vieles zu erinnern. Die Kantonspolizei St. Gallen ist für den Diebstahl zuständig. Die Verkehrsdelikte des 36-Jährigen bearbeitet die Kantonspolizei Glarus. Wie deren Sprecher Richard Schmidt sagt, nutzte der Mann den Traktor zwischen dem Diebstahl und dem Vorfall auf der Autobahn. «Er war schon unterwegs damit in den zwei Tagen.» Soweit bekannt, hielt sich der Beschuldigte vor der Falschfahrt an dessen Wohnort auf, wie Schmidt sagt. Er muss mit dem gestohlenen Fahrzeug also von Benken ins Sarganserland oder ins Toggenburg gefahren sein. Aufgefallen war er dabei offenbar nicht. Bei der Festnahme bei der Raststätte Glarnerland ergab sich laut Schmidt der Verdacht, dass der 36-Jährige Alkohol getrunken hatte. Zu den Ergebnissen der Blut- und Urinprobe äussert sich der Glarner Polizeisprecher jedoch nicht. Wie er sagt, befindet sich der Falschfahrer auf freiem Fuss. Den Traktor hatte die Polizei kurzzeitig sichergestellt. Inzwischen wurde er aber laut Schmidt wieder freigegeben und seinem Besitzer ausgehändigt.
«Hoffentlich steckt der Schlüssel nachts nicht mehr», sagt der St. Galler Polizeisprecher Schneider. «Ich kann mir vorstellen, wie gross die betrieblichen Herausforderungen auf einem Hof sind, aber Gelegenheit macht Diebe », erinnert er.
Wer sein Fahrzeug verlässt und den Schlüssel im Zündschloss stecken lässt, der kann übrigens auch gebüsst werden: Laut Bussenkatalog sind dafür 60 Franken fällig.
Ein Mann sorgte kürzlich für Schlagzeilen, als er mit einem geklauten Traktor auf die A3 fuhr – in die falsche Fahrtrichtung. Offenbar hatte er davor schon etliche Kilometer mit dem Fahrzeug zurückgelegt.
«Es gab keine persönliche Beziehung zwischen Täter und Traktorbesitzer.»
Florian Schneider
Polizeisprecher