«Taktik, alles riskieren»
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21. May 2025

«Taktik, alles riskieren»

Olaf Schürmann

Die wichtigste Nachricht vorab, der Vize-Weltmeister fährt weiter. Riesenslalom- Spezialist Thomas Tumler ist fit und bereitet sich akribisch auf die neue Saison vor. Tumler wird auf jeden Fall noch ein Jahr dranhängen. Der 35-jährige Wahl-Lachner ist am Samstag von seinem ersten Trainingslager der Vorbereitung auf die kommende Wintersaison zurückgekommen. Gemeinsam mit Marco Odermatt, Justin Murisier und Gino Caviezel war Tumler gut eine Woche in der südspanischen Provinz Cadiz. Die Athleten von Swiss-Ski nutzten das vorsommerliche Wetter unter spanischer Sonne und drehten ihre Velorunden. «Die Bedingungen waren top, wir hatten eine tolle Zeit mit dem Team und erfreulicherweise konnte Gino (Gino Caviezel war Ende Dezember in Bormio schwer gestürzt. Anm. der Redaktion) schon ganz viele Sachen mitmachen», lautet Tumlers positives Fazit der Spanien-Woche.

Saisonende und March-Ferien

Die Wintersaison 2024/25 ist schon seit knapp zwei Monaten beendet, aber frei hatte der zweifache Vize-Weltmeister von Saalbach-Hinterglemm dann noch lange nicht. «Ich hatte im Anschluss viele Termine, Events und auch noch einige Skitage», so Tumler. Ein absolutes Highlight sei das Kinder-Skirennen in Samnaun gewesen. «Mitte April hat-te ich dort noch einen Empfang und das Kids-Rennen. Die Euphorie der Kinder zu sehen, war einfach richtig schön.» Ausserdem hat Tumler sich etwas Zeit genommen, um einer seiner grossen Leidenschaften nachzukommen: Skitouren. Zehn Touren kommen im letzten Winter zusammen, alle in Samnaun. «Zwischen 60 und 75 Minuten habe ich für den Aufstieg, runter geht’s schnell», sagt Tumler und lacht. Eigentlich waren ein paar Tage auf Mallorca geplant, Tennis spielen, Sonne tanken, Ruhe geniessen. Doch dann war das Wetter in der Schweiz so schön, da ist Tennisfreund Tumler in der Heimat geblieben. Neben Skitouren gehen und Tennisspielen wandert der National-Kader-Fahrer auch sehr gerne. «Ich bin in dieser Zeit eigentlich täglich aufs Stöcklichrüz gelaufen. Das ist für mich, wie Ferien machen», erzählt der Skifahrer aus Graubünden.

Der perfekte Start, das kleine Tal

Die Saison 2024/25 war Tumlers bester Winter. Aber es gab nicht nur Höhen. Der Start allerdings war perfekt. Zweiter Riesenslalom, erster Weltcupsieg der Karriere. Tumler wusste, in Beaver Creek ist er schnell. «Es war klar, der Schnee liegt mir. Die Favoritenrolle annehmen und dann abliefern, das hat mir nochmals einen grossen Schub gegeben», weiss der sympathische und ruhige Athlet. «Nach dem ersten Lauf in Führung liegen ist schön, aber die Leistung im zweiten Durchgang bestätigen, das ist die Krönung. » Nach der Krönung folgten Val d’Isère (Platz 26) und Alta Badia (ausgeschieden). Und dann auch noch das Heimrennen in Adelboden. «Da war schon ziemlich Druck auf dem Kessel und die Medien sind auch nicht sehr zimperlich mit einem umgegangen», blickt Tumler zurück. Adelboden hatte für Tumler noch nie richtig gut funktioniert, beste Platzierung Rang 19. Dann die Befreiung. «Der vierte Platz in Adelboden war wie ein Podestplatz, so sehr habe ich mich gefreut.»

Die WM der Superlative

«Ich wusste vor Saalbach wirklich nicht, wie meine Chancen sind. Aber ich war extrem froh, dass ich beim Team Parallel an den Start gehen konnte», erinnert sich Tumler. Bereits in der ersten Disziplin geht alles auf, Thomas Tumler holt mit Wendy Holdener, Delphine Darbellay und Luca Aerni die Silbermedaille. Nur die Italiener waren im Finale schneller. Acht Tage später folgt Teil zwei der Tumler-Festspiele, der Riesenslalom. Nach dem ersten Lauf liegt Tumler auf Platz 6, zeitgleich mit dem Italiener Luca de Aliprandini. «Der erste Lauf war nicht so ok, da musste ich etwas zu viel kämpfen», beschreibt der Vize-Weltmeister aus Saalbach. «Aber im Nachhinein war das gut, denn im zweiten Durchgang gab es dadurch nur eine Taktik, alles riskieren. Während der Fahrt habe ich ein paarmal gedacht, das wird nichts. Aber der Lauf war so am Limit, so schnell. Der letzte Übergang war entscheidend, da habe ich alles riskiert und es ist aufgegangen», sagt Tumler und strahlt, wenn er von der WM in Saalbach erzählt.

Nach der WM war die Saison noch nicht vorbei. Kranjska Gora, Hafjell und der Abschluss in Sun Valley standen noch im Pflichtenheft. Kranjska Gora Rang 8, Hafjell Podestplatz 3. «In Kranjska Gora war ich recht müde, aber das Ergebnis geht in Ordnung. In Hafjell war wieder Winterstimmung, da war die Müdigkeit wie weggeblasen », ordnet Tumler ein. Und ganz zum Schluss Sun Valley, USA. Loïc Meillard gewinnt, Marco Odermatt folgt auf Platz 2, Tumler wird 13. «In Sun Valley war ich froh, dass ich überhaupt fahren konnte. Ich hatte mir ein paar Tage vor dem Rennen einen Hexenschuss eingefangen und lag mehrere Tage flach. Platz 13 war daher absolut in Ordnung», erklärt Tumler.

Der Fahrplan für den Sommer

Nach der erfolgreichen letzten Saison kann die Devise eigentlich nur lauten: Nichts ändern, oder? «Das stimmt, ich trainiere weiter bei Ramon Zürcher in Einsiedeln, da ändere ich bestimmt nichts.» Anfang August startet das Skitraining in Zermatt, geplant seien zwei Einheiten im Südschweizer Kanton. Ende August ist Tumlers Trainingsgruppe für ein Ski-Camp in Chile. «Im September werden wir in der Schweiz und Österreich fahren und dann gehts sehr schnell wieder los», blickt Tumler schon jetzt der neuen Saison entgegen.

Vize-Weltmeister Thomas Tumler hat sein erstes Trainingslager schon beendet. Mit seiner Swiss-Ski-Trainingsgruppe war der Wahl-Lachner in Südspanien. Ein Rückblick mit Ausblick.

«Ich bin in dieser Zeit eigentlich täglich aufs Stöcklichrüz gelaufen.»

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