René Fasel erklärt sich im Interview mit «La Liberté»
Sport
9. May 2025

René Fasel erklärt sich im Interview mit «La Liberté»

Der ehemalige Sportfunktionär René Fasel muss sich wegen seiner Nähe zu Russland seit Jahren harsche Kritik anhören. Im Interview mit «La Liberté» bezieht er ausführlich Stellung.

Der Freiburger René Fasel, inzwischen 75-jährig, seit 2022 schweizerisch-russischer Doppelbürger, bis 2021 während 27 Jahren als Präsident des Internationalen Eishockey-Verbandes (IIHF) und anschliessend in Russland als Vorsitzender einer Expertengruppe für Schiedsrichter tätig, gewährt der Freiburger Tageszeitung «La Liberté» nach längerem Schweigen ein Interview. Der Grundtenor: Er bedauert, dass er wegen seiner Beziehungen zu Russland in den Dreck gezogen wurde und wird.

«Ich bin traurig, aber nicht frustriert. Wenn ich mich morgens rasiere und in den Spiegel schaue, kann ich mir sagen, dass ich meine Linie verfolge. Ich verfolge sie und ich ändere sie nicht», betont er. «Ich liebe das russische Eishockey und die Kultur dieses Landes, und ich möchte mit meiner Erfahrung zur Entwicklung des Landes beitragen. Es geht nicht um Politik, das ist nicht mein Gebiet», fügt er hinzu.

Der ehemalige Zahnarzt sieht sich und den Sport in der Rolle des Brückenbauers. Allerdings werden seit dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine viele Stimmen gegen ihn laut, weil seine Verbindungen zur KHL indirekt bedeuteten, dass er den Krieg billige. «Ich fliege regelmässig zwischen der Schweiz und Russland hin und her. Wenn ich mich für den Sport engagiere, bedeutet das nicht, dass ich jemanden oder etwas unterstütze. Ich leugne nicht, dass es Sportpolitik gibt. Aber ich akzeptiere nicht, dass man mich in eine Schublade steckt, nur weil ich für die KHL arbeite. Wissen Sie, ich bin gegen alle Kriege und für den Frieden. Was in Palästina, in der Ukraine und anderswo auf der Welt passiert, ist schrecklich.»

Was seine Beziehung zu Wladimir Putin betrifft, so führt Fasel die Ursprünge ihrer Freundschaft auf das Jahr 1999 zurück: «Unsere Gespräche drehten sich um Hockey und um die Entwicklung des Hockeys», sagt er. «Wir haben zusammen Hockey gespielt und viel gelacht. Eine Beziehung besteht, und ich ändere meine Meinung über sie nicht.»

Fasel bekennt sich im Interview offen zu seiner Leidenschaft für das russische Eishockey und gibt zu, dass er nach dem Angriff von Wladimir Putins Truppen in der Ukraine nie daran gedacht habe, seinen Pass abzugeben: «Sehr gute Freunde haben mir geraten, meinen russischen Pass abzugeben. Das würde ich nie tun. Ich habe darum gebeten und ihn bekommen, das ist alles.» Der Freiburger erklärt, dass es dort alles einfacher macht, Russe zu sein.

Fasel kann den politischen Druck, dem er ausgesetzt ist, nachvollziehen. Er kennt es auch aus den eigenen vier Wänden. Bei den Familienessen gebe es oft Diskussionen. «Meine Kinder gehören einer anderen Generation an und haben andere politische Ansichten. Sie werden oft von ihren Freunden auf mich angesprochen. Meine Sicht ist anders als ihre, und ich behaupte nicht, dass sie immer objektiv ist… Aber ich sage ihnen die Fakten und wir diskutieren in Ruhe.»

Zur WM in Dänemark ist der ehemalige Präsident nicht eingeladen. «Ich wurde nicht einmal zum Final der Schweizer Nationalmannschaft im letzten Jahr eingeladen», so der Ehrenpräsident.

Verwandte Artikel
Lugano gegen Celje desolat
Sport
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER, KEYSTONE/VALENTIN FLAURAUD, KEYSTONE/EPA/PETER SCHNEIDER 
7. August 2025
Der FC Lugano gerät zum Start der Saison immer in den Strudel einer Negativspirale. Nach dem Scheitern in der Europa League ohne einen Treffer in 210 ...
Servette findet nicht aus dem Tief
Sport
KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI 
7. August 2025
Das interimistische Trainerduo an der Seitenlinie von Servette musste nicht lange auf das erste Tor der Nach-Häberli-Ära warten. Jérémy Guillemenot ka...
Kora mit Schweizer Saisonbestzeit
Sport
KEYSTONE/AP/Urs Flueeler 
7. August 2025
In 11,15 Sekunden kam sie im 100-m-Final auf Platz 2 und verbesserte die nationale Saisonbestzeit von Géraldine Frey um fünf Hundertstel. Erst viermal...
ZSC-Neuzugang Andreoff wohl bis Ende Jahr out
Sport
KEYSTONE/FR170793 AP/MARK ZALESKI 
7. August 2025
Wie der Schweizer Meister mittelte, zog sich der 34-Jährige im Training «eine grössere Verletzung an der hinteren Oberschenkelmuskelgruppe» zu und mus...
Inter-Goalie Sommer für Ballon d’Or nominiert
Sport
KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER 
7. August 2025
Bei den besten Spielerinnen und Spielern sind je 30 Profis nominiert, unter ihnen keine Schweizer. In der Nebenkategorie der besten Goalies hat es hin...
Super-G-Weltmeisterin Stephanie Venier hört auf
Sport
KEYSTONE/APA/APA/EXPA/JOHANN GRODER 
7. August 2025
Die Verkündung des Abgangs kam nicht aus heiterem Himmel. Stephanie Venier hatte schon kurz nach dem überraschenden Titelgewinn im Februar an der WM i...