«Der Superfinal soll leben»
Simon Scheidegger (sda)
Zum zweiten Mal fand der Unihockey-Superfinal in diesem Jahr in Freiburg statt. Daniel Bareiss (kleines Bild), seit 2012 Präsident von Swiss Unihockey, spricht über unterschiedliche Vereinsphilosophien, dominierende Teams und die kontrovers diskutierte Ausländerregel.
Daniel Bareiss, der zehnte Superfinal ist Geschichte. Hätten Sie 2015, als Sie das Format ins Leben riefen, gedacht, dass Sie dieses kleine Jubiläum erreichen würden?
Wir haben es gehofft. Es war ein Ziel, mit dem Superfinal eine grössere Aussenwirkung zu erreichen und die Wahrnehmung dieses Sports auch auf ausserhalb der Unihockey-Familie auszuweiten. Sei es durch die TV-Übertragung oder die Zuschauerinnen und Zuschauer. Dass wir das schaffen konnten, ist fantastisch.
Was ist das Erfolgsrezept?
Bei der Einführung und auch danach hat es immer wieder Fragen gegeben – auch aus dem sportlichen Bereich –, ob es fair ist, einen Schweizer-Meister-Titel in einem einzigen Spiel zu verge-ben. Aber dieses Format lebt von der Spannung. Weil es eben die Möglichkeit bietet, dass ein Aussenseiter an einem guten Tag eine Überraschung schaffen kann.
Im Superfinal der Frauen setzte sich Kloten-Dietlikon gegen Zug mit 9:2 durch. Da war die Spannung überschaubar.
Das stimmt. Aber damit muss man rechnen. Dafür hat dann das 9:8 zwischen Zug und Langnau im Final der Männer umso mehr für Spannung gesorgt.
Kloten-Dietlikon ist zum sechsten Mal in Serie Meister geworden. Das spricht auch nicht für die Titelchancen der Aussenseiter.
Ich glaube, es würde dem Schweizer Unihockey guttun, gerade bei den Frauen, wenn mal jemand anderes Schweizer Meister werden würde. Ich glaube aber auch, dass andere Teams auf dem richtigen Weg sind. Die Jets arbeiten sehr gut, und das schon sehr lange. Und sie verstehen es immer wieder, Schlüsselspielerinnen an sich zu binden. Aber ich denke, die Konkurrenz ist wach. Ich bin mir nicht sicher, ob es in den nächsten drei Jahren noch gleich aussehen wird.
Bei den Männern trafen Zuger, die mit ausländischen Weltklassespielern gespickt sind, auf Langnauer, die fast ausschliesslich auf den Nachwuchs setzen. Würden Sie sich wünschen, dass mehr Teams letzteren Weg gehen würden?
Es braucht einen guten Mix. Ich bin Fan von ausländischen Verstärkungsspielern, aber sie müssen wirklich sehr gut sein. Und sie dürfen nicht einem Schweizer Spieler einen Platz wegnehmen. Es sollen also Weltklassespieler sein, die eine Vorbildfunktion übernehmen und uns weiterbringen.
Will der Verband die Ausländerfrage bald einmal angehen?
Das läuft. Aber was noch wichtig ist: Das ist nicht Sache vom Verband, sondern von der Nationalliga. Seit dem Bosman-Urteil gibt es einen freien Zugang. Wir können also nichts verbieten. Im Eishockey gibt es zwischen den Klubs ein Gentlemen’s Agreement. Das läuft seit Jahren gut. Bei uns hat so ein Gentlemen’s Agreement nicht gegriffen, weil es ein paar Klubs, darunter Zug, nicht unterschrieben haben und sich entsprechend auch nicht daran halten. Ob so eine Abmachung der richtige Weg ist, wird sich weisen. Aber wir brauchen in dieser Angelegenheit eine Lösung.
Zurück zum Superfinal. Bei der letztjährigen Premiere in Freiburg war die Arena ausverkauft. Auch in diesem Jahr kamen 9000 Fans. Müssen Sie schon bald eine grössere Lokalität suchen?
Nein. Zuschauerquantität ist nicht alles. Es geht auch darum, eine schöne Ambiance zu schaffen. Unihockey steht auch für eine Kultur, in der gewisse Werte gelebt werden. Bodenständigkeit, aber auch der respektvolle Umgang miteinander. Ich glaube, wir müssen sorgfältig Schritt für Schritt gehen. Ob das eines Tages in einem grösseren Stadion ist, wird sich zeigen. Aber wir verfügen in Freiburg über eine hervorragende Infrastruktur, in der wir uns sehr gut aufgehoben fühlen. Darum haben wir den Vertrag auch um zwei Jahre verlängert.
Auch die Hallenböden wurden vereinheitlicht. Wie lautet Ihr Fazit?
Sehr positiv. Ich glaube, in zwei, drei Jahren werden wir uns fragen, weshalb wir das nicht schon früher gemacht haben. National aber auch international lebt Unihockey von so einem Boden. Wenn wie vorher auf Böden gespielt wurde mit 50 verschiedenen Linien, ist es ein ganz anderes Erlebnis in der Halle und vor dem TV. Für die Vereine bedeutet so ein Boden zwar einen enormen Aufwand. Das dürfen wir nicht vergessen, aber es ist auch ein Erfolgsschlüssel, um Unihockey weiterzuentwickeln.
Daniel Bareiss dürfte zufrieden sein. Knapp 9000 Menschen verfolgen den Unihockey-Superfinal in Freiburg im Stadion. Der Präsident von Swiss Unihockey zieht eine erste Bilanz.
«Zuschauerzahlen sind nicht alles. Es geht auch darum, eine schöne Ambiance zu schaffen.»