Lieber Götti
Wollerau, im April 2025
Was so alles geschieht an einer einzigen Ostern: Viele Eier bemalt, obwohl alle sagen, es habe zu wenig. Wir merkten nichts von dem Mangel. Unsere ganze Familie radelte am Sonntag um den Obersee. Du weisst, wie weit das ist, nicht wahr? Und du weisst, wie sportlich meine Schwester ist? Sie interessiert sich neuerdings für Haifische, Delfine und Piranhas. Darum stieg sie zwischen Schmerikon und Busskirch dauernd ab und kroch in den Schilf, um irgendwelchen Fischlaichen nachzuschleichen. Das nervte ziemlich. Gefunden hat sie eh nichts. Wer sucht denn an Ostern schon Eier von Fischen?
Gefunden haben wir dafür die im Garten versteckten Ostereier. Auf den Osterhasen ist Verlass. Solche aus Schokolade von Coop, von Migros, von Lindt und einen ganz kostbaren namens Cleo von Läderach. Man sieht es an seinen sehr langen Ohren, dass er ein ganz besonderes Langohr ist. Geschmeckt haben sie mir alle. Es bleibt nicht mehr viel übrig davon. Dann backten wir auch noch solche aus Zopfteig für das Frühstück von Ostern. Du siehst, wir haben ausgiebig das grösste Fest der Christenheit gefeiert. Osterhasenohren hat bei uns niemand über den Kopf gezogen. In England machen sie das und in Amerika auch manchmal.
Unsere Bundespräsidentin und ein Bundesrat waren dort, um mit Trump zu reden, wegen des Geldes. Sie sollen nur aufpassen, dass er sie nicht übers Ohr haut, sagt mein Vater. Vorher durften sie am Ostermontag in Florida zuschauen, wie Elon Musk eine Rakete ins Weltall schoss. Damit wurde eine Schweizer Atomuhr und anderes Material zur Internationale Raumstation (ISS) gebracht. Dort oben arbeiten etwa 7 Leute. Sie ist 430 Tonnen schwer, 107 Metern breit und 88 Metern lang. Sie umkreist die Erde alle 90 Minuten, also 16 mal pro Tag mit einem Tempo von 28 000 km/h. Sie haben in der ISS dauernd Sonnenaufgang und wieder Sonnentergang. Das mit dem Wechsel von Hell und Dunkel ist ziemlich anders als bei uns auf der Erde. Zudem ist es super laut von all den Apparaten. Die Astronauten schlafen mit Ohrenstöpseln, damit sie etwas Ruhe haben.
Manchmal siehst du die ISS von der Erde. Scheint die Sonne darauf, strahlt sie heller als ein Stern. Am besten kannst du sie bei schönem Wetter beobachten, wenn es an deinem Standort dämmert. Sterne siehst du dann noch keine. Nur sie.
Ist wie mit grossen Fensterscheiben am anderen Ufer vom Zürichsee. Manchmal werden sie noch von der Sonne angestrahlt, wenn bei uns schon fast dunkel ist.
Die ISS ist etwa 400 km weit weg. Ihr absolutes Ende ist für Januar 2031 geplant. Drei russische Raketen (falls die Russen dann noch mitmachen) sollen sie vorher nach ganz langsam herunterbremsen und immer näher an die Erde holen. Dann stürzt sie in den Südpazifik. Alles unter Kontrolle. Das Personal steigt vorher noch im Weltall um in eine Space X Kapsel von Musk. Damit fallen sie gemütlich zurück auf die Erde und ins Meer.
Ziemlich aufregend so ein Heimweg von der Arbeit. Wenn du Astronaut werden willst, musst du zuerst ins Gymi, dann an die Uni und zum Beispiel Physik, Biologie, Chemie, Mathematik studieren oder Arzt sein. Dann musst du Pilot werden und mindestens drei Jahre fliegen. Das schafft nicht jeder. Frauen dürfen auch.
Meine Schwester will nicht. Sie wird zur Zeit Meeresbiologin. Papst werden können Frauen nicht. Dafür braucht es Kardinäle. Sie schliessen sich ein und wählen.
Aber erst nach der Beerdigung von Papst Franziskus am Samstag. Die Schweizer Gardisten dürfen ihn bewachen, auch wenn er nun tot im Sarg liegt.
An seiner Beerdigung treffen sich viele wichtige Leute aus der ganzen Welt. Tante Martha schaut die Direktübertragung. Auf der ganzen Welt haben sie darum die Fahnen nur halb aufgezogen, auch in Amerika. Trump trifft also unsere Bundespräsidentin am Samstag schon wieder. Diesmal in Rom.
Wir kaufen vielleicht auch eine Fahne. Aufwendiger ist die Fahnenstange. Mein Vater meint, man brauche dafür keine Baubewilligung. Zudem hat unsere Gemeinde ganz andere Probleme mit der Raumplanung. Nein, wir schicken keinen Wollerauer in den Weltraum. Unsere Probleme befinden sich solide auf dem teuren Boden: Altersheim, Umfahrungsstrasse, Altenbach, Tempolimiten… Was ist da schon eine Fahnenstange!
Und bei deinem nächsten Besuch siehst du schon von weitem: Fahne oben – Philipp daheim! Wie bei den Alphütten.
Gutes Wochenende und viele Grüsse Philipp