«Ich spüre wirklich ein Miteinander»
Sport
8. April 2025

«Ich spüre wirklich ein Miteinander»

Alt Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold ist seit 100 Tagen die Präsidentin von Swiss Olympic. An einer Medienkonferenz im Haus des Sports in Ittigen nimmt sie sich Zeit für ein Interview mit Keystone-SDA.

In diesem spricht sie unter anderem über ihre ersten Eindrücke im Amt, die Sicherung der Fördergelder für das Sportsystem Schweiz und die Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2038 in der Schweiz.

Ruth Metzler-Arnold, wie haben Sie die ersten 100 Tage im Amt erlebt?

«Ich kann mit Überzeugung sagen, dass ich sehr gut gestartet bin, und zwar auch deshalb, weil ich auf sehr engagierte und kompetente Unterstützung zählen durfte seitens meiner Kolleginnen und Kollegen im Exekutivrat, aber auch von den Mitgliedern der Geschäftsleitung und ihrer jeweiligen Teams. Mit welch positiver Energie gearbeitet wird, hat mich sehr beeindruckt. Ich spüre wirklich ein Miteinander und möchte eine direkte Zusammenarbeit fördern, indem ich mindestens einmal pro Woche hier im Haus des Sports bin. In den Sitzungen des Exekutivrates wurde auch diskutiert, dass wir unsere Präsenz an der Basis verstärken wollen.»

Gab es positive oder vielleicht auch negative Überraschungen?

«Negative Überraschungen gab es keine. Positiv war, dass bei Themen, die ich während meiner Kandidatur angesprochen hatte, schon Projekte am Laufen waren oder man sich dazu schon Gedanken gemacht hatte. So läuft ein strategisches Projekt mit der Thematik grössere Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft und Sport. Auch der Notwendigkeit der administrativen Entlastung ist man sich bei Swiss Olympic schon bewusst.»

Zu den aktuellen Prioritäten gehört die Sicherung der Fördergelder für das Sportsystem Schweiz. Der Bundesrat möchte die diesbezüglichen Ausgaben um 17,5 Millionen Franken kürzen. Wie optimistisch sind Sie, dass es gelingt, die Sparmassnahmen zu verhindern oder gibt es einen Plan B?

«Also wie zuversichtlich ich sein kann, das spüre ich dann vermutlich erst, wenn es in die parlamentarische Debatte geht, denn im Rahmen der Vernehmlassung äussern sich die Parteien. Ich gehe davon aus, dass die 17,5 Millionen ein zu kleiner Brocken sind, dass gross etwas dazu geschrieben wird von denen, die nicht direkt betroffen sind. Falls es Kürzungen geben sollte, dann kann das nicht mehr mit einem Plan B geändert werden. Wogegen ich mich wehre, ist die Frage, was ich priorisiere, was für mich das Wichtigste sei. Wir selber beziehungsweise die Verbände sind direkt ‘nur’ von zehn Millionen Franken betroffen. Jedoch haben die Gelder für J+S dennoch Auswirkungen auf die Verbände. Ich fände es gesellschaftspolitisch einen völlig falschen Ansatz, bei J+S zu kürzen.»

Wie wichtig wäre es aus Ihrer Sicht, dass die Olympischen Winterspiele 2038 in der Schweiz stattfinden?

«Im Moment geht es ja nicht darum, ob uns die Spiele gegeben werden, sondern darum, ob es uns gelingt, die Kandidatur so aufzubereiten, dass wir sie überhaupt einreichen können. An dem arbeiten wir aktuell intensiv. Meines Erachtens könnten Spiele bei uns, gerade in der Welt, die wir heute haben, zu einem positiven Momentum führen. Es würde ja nicht nur jene Sportarten betreffen, die dann tatsächlich an den Olympischen und Paralympischen Spielen teilnehmen, sondern ginge emotional viel weiter. Letztendlich beträfe es unsere Gesellschaft. Darum fände ich es wirklich wichtig, wenn ein Konzept wie unseres reüssieren würde. Die Schweiz würde kandidieren, sonst sind es immer Städte. Wir wären mit unserem Konzept die ersten, die so vor das IOC treten würden.»

Es finden heuer und in den nächsten Jahren viele Grossveranstaltungen in der Schweiz statt. Macht das Sinn?

«Wenn man anschaut, wie viele Europa- und Weltmeisterschaften in diesem Jahr in der Schweiz stattfinden, dann ist das einerseits sehr toll für unser Land, anderseits sind es viele. Wir sollten versuchen, das besser zu koordinieren und auf mehrere Jahre zu verteilen, damit sich die verschiedenen Sportarten nicht nur bei der öffentlichen Hand nicht gegenseitig konkurrenzieren, sondern auch bei den Sponsoren, den freiwilligen Helfern und so weiter. Allerdings habe ich mittlerweile gelernt, dass im internationalen Sport zum Teil kurzfristig solche Events vergeben werden. Das macht es nicht einfacher, auf mehrere Jahre hinaus zu planen. Wir werden aber versuchen, das Ganze mit der Koordinationsstelle beim BASPO in der Zukunft so optimal wie möglich zu gestalten.»

Welches Vermächtnis möchten Sie als Präsidentin von Swiss Olympic hinterlassen?

«Das habe ich mir nicht überlegt. Ich bin mit meinen Überzeugungen und Ideen gestartet und glaube, die ersten drei Monate sind gut in diese Richtung gegangen. Etwas, das mir wirklich Freude bereitet, ist das gestartete Projekt mit Swiss Paralympic (es wird ein Zusammenschluss mit Swiss Olympic geprüft). Ich hoffe sehr, dass dieses umgesetzt werden kann. Aber da müssen zuerst noch viele Fragen geklärt werden.»

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