«Unsere moderne Kirche ist ein Glücksfall»
Gute Akustik, flexible Bestuhlung: Die Kirche bietet einen idealen Raum für kulturelle Nutzung, finden Erwin Ruoss und Sakristanin Bernadette Schnyder. Bild Heidi Peruzzo
Ausserschwyz
18. March 2025

«Unsere moderne Kirche ist ein Glücksfall»

Die moderne Kirche aus Sichtbeton im ländlichen Buttikon fällt auf. Dass der Neubau der Kirche vor 55 Jahren so manches Gemüt im Dorf bewegt hat, da-ran erinnert sich auch Erwin Ruoss, welcher von 1978 bis 1990 im Kirchenrat war, davon vier Jahre als Präsident. «Natürlich gab es damals viele kritische Stimmen zu diesem Betonbau», erzählt der gebürtige Buttikner. Jedoch sei das Budget der 1963 gegründeten Kirchbaugenossenschaft sehr bescheiden gewesen, Beton war ein kostengünstiger Baustoff.

Insgesamt 35 Projekte seien beim 1964 ausgeschriebenen Kirchenbau-Wettbewerb eingegangen. Schlussendlich haben die Architekten Naef + Studer + Studer aus Zürich das Rennen gemacht.

Das ganze Dorf half mit

Der oktogonal geformte Zentralbau aus Sichtbeton überzeugt die Besucher vor allem beim Betreten der Kirche: Ein grosses Oberlicht erhellt den Innenraum, der von einer Betonkassettendecke überdeckt ist. Über das gesamte Gebäude verteilt finden sich Perforierungen im Beton, die je nach Lichteinfall schöne Lichtinszenierungen bieten.

Um das Geld für den Kirchenbau zusammenzubringen, half damals das ganze Dorf mit. «Die Frauen haben Weihwassergefässe hergestellt und in die ganze Schweiz verschicken können », erinnert sich Ruoss. Speziell an diesen Gefässen war ein ausgeklügeltes Patent von Lehrer Erich Mettler. «Er war damals Präsident der Baukommission und die grosse Triebkraft hinter dem Projekt Kirchenneubau.» Vor allem dank ihm sei das mehrmals auf der Kippe gestandene Projekt Kirchenbau durchgezogen worden.

Als weitere Einnahmequellen wurde am Siebner Märt eine Kegelbahn geführt, ein Festzelt vermietet oder ein zweiwöchiges Dorffest auf die Beine gestellt. «Gerade dieses Fest gab nochmals einen grossen Zusammenhalt in der Bevölkerung.»

Die Leute künftig wieder zusammenbringen

Und 55 Jahre später? «Gerade in der heutigen Zeit, wo die Kirchen immer leerer werden, sehe ich unsere moderne Kirche als Chance für unser Dorf», sagt Ruoss. Die flexible Bestuhlung lasse vielerlei Nutzungsmöglichkeiten zu. Er wünscht sich, dass dieser Raum zukünftig auch vermehrt für Vorträge oder Konzerte, nicht nur kirchliche, von der Bevölkerung genutzt werden kann. «Mit diesem Bauwerk haben wir die Möglichkeit, die Kirche zu einem Begegnungsort werden zu lassen.» Die Akustik in der Kirche sei sehr gut, zudem werde noch in diesem Jahr die Akustikanlage erneuert, ergänzt die Sakristanin Bernadette Schnyder.

Buttikons Vergangenheit

Buttikon war bis in die neuste Zeit keine selbstständige Kirchgemeinde, sondern gehörte zu Schübelbach. Im 17. Jahrhundert wurde die erste Kapelle errichtet an der Stelle, wo heute der Dorfbrunnen steht. Sie wurde St. Magnus-Kapelle genannt aufgrund eines Gelübdes von Einheimischen. Die Buttikner hatten seit geraumer Zeit erhebliche Kulturschäden durch Käfer (wahrscheinlich handelte es sich um Maikäferplagen) zu beklagen. Der heilige Magnus, im Volksmund wird er «Mang» genannt, sollte diese Käferplage mildern. Die Kapelle war als Eigentum der Genossame Buttikon eingetragen, welche für den Unterhalt zu sorgen hatte. Nach rund 250 Jahren guter Dienste zeigte der Bau von 1635 erhebliche Ermüdungserscheinungen, ein Neubau drängte sich auf. Die neue Kapelle wurde 1885/86 in Frondienst erbaut. Mit der Industrialisierung und der zunehmenden Bevölkerungszahl wurde in Buttikon der Ruf nach einem eigenen Gotteshaus laut. Dazu war die Genossame Buttikon finanziell nicht in der Lage, daher wurde 1966 eine eigene Kirchgemeinde gegründet.

Jubiläumsprogramm 2025

Startanlass am Josefstag, 19. März: Festgottesdienst um 10.30 Uhr, anschliessend Apéro riche. Vortrag «Entstehungsgeschichte Buttikons» von Richard Ziltener um 19 Uhr, in der Kirche, anschliessend Umtrunk. Plakatwände in der Kirche mit Fotos vom Kirchenbau und Einweihung vor 55 Jahren. Die weiteren Festivitäten für alle Altersgruppen werden im Pfarrblatt publiziert.

Am Josefstag feiert die Kirche St. Josef in Buttikon ihr 55-Jahr-Jubiläum.

Wegen Corona musste die Feier vor fünf Jahren abgesagt werden.

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