Mit Drähten gegen die Hinterlassenschaften
Die Uzner Störche führen vermehrt zu Dreck und hohen Reinigungskosten. Jüngst wurden auf der Kreuzkirche Drähte montiert, um Störche fernzuhalten. Jetzt kommt eine radikale Forderung.
Ein Storch liegt bei der Kreuzkirche in Uznach am Boden. Er scheint benommen, wie eine Augenzeugin berichtet. Sie sieht, wie der Storch sich nach längerer Zeit aufraffen kann und wieder auf das Dach der Kreuzkirche fliegt. Dort wurden vor Kurzem Drähte angebracht, mit welchen die Anzahl Störche reguliert werden soll. Die Gemeinde bestätigt: «Auch eine Werkdienstmitarbeiterin hat bei Arbeiten auf dem Friedhof beobachtet, dass ein Weissstorch vom Dach der Kreuzkirche gefallen ist», sagt Gemeindepräsident Diego Forrer auf Anfrage. Nachdem sie ihn länger beobachtet habe, sei der Storch wieder in Richtung seines Nestes geflogen. Weshalb der Storch vom Dach stürzte, kann Forrer nicht beantworten.
Eine Antwort hat dagegen Bruno Bachmann. Der Präsident des Storchenvereins Uznach sagt: «Das war ein natürlicher Kampf um den Horst.» Es liege also nicht etwa an den neu montierten Drähten auf der Kreuzkirche.
Auch wenn Videos zeigen, dass die Drähte den Störchen einige Mühe bereiten, wenn sie auf dem Dach landen. Laut Bachmann gibt es damit aber keine Probleme. Die Situation werde beobachtet – und gegebenenfalls die Drähte wieder abmontiert.
Bei der Stadtkirche schon reagiert
Warum die Drähte überhaupt montiert wurden, liegt an den unliebsamen Hinterlassenschaften der Störche. Ihr Kot ist ätzend und sorgt für grosse Verschmutzungen, deren Entfernung teuer ist. Alleine bei der Kreuzkirche fallen jährlich rund 12000 Franken für Reinigungsarbeiten an, wie Christoph Meier, Präsident des Kirchenverwaltungsrats der katholischen Kirchgemeinde Obersee, auf Anfrage angibt. Die Kreuzkirche ist aber längst nicht das einzige Gebäude, bei dem die Störche durch bauliche Massnahmen ferngehalten werden sollen. Auch bei der Stadtkirche wurden solche Drähte beim Kirchturm und beim Schiff montiert. Das war anlässlich der letzten Kirchensanierung Ende 2021. Sie wurden damals aus Gründen der Sicherheit und der Hygiene angebracht. «Da die Störche jeweils an der Firstkante ein Nest gebaut haben, bestand die Gefahr, dass Äste oder Kot direkt auf den Bereich des Haupteingangs der Kirche fallen», erläutert Meier.
Bald finanzielle Beteiligung?
Und auch sonst gibt es in Uznach laut Forrer gegen 20 Liegenschaften, die entsprechend ausgerüstet sind. Entschädigungen gibt es keine dafür. Das könnte sich aber ändern, wie Gemeindepräsident Forrer sagt: «Da die Problematik tendenziell zunimmt, sind weitere Gespräche – auch bezüglich der Zuständigkeit – mit dem Storchenverein notwendig.» Es sei der Grundsatz der Gleichbehandlung zu berücksichtigen. «Erste Überlegungen wurden jedoch gemacht, ob Beiträge für bauliche Massnahmen gesprochen werden können», so Forrer. Das müsse nun mit dem Storchenverein sauber abgestimmt werden.
Reklamationen nehmen zu
Das Problem des Storchenkots betrifft aber nicht nur Dächer. Auch die Trottoirs unterhalb von Strassenlaternen sind mit dem stark säurehaltigen Kot der Störche verschmutzt. Auch steigt offenbar der Unmut der Bevölkerung: «In den letzten Jahren haben die Reklamationen wegen Immissionen tendenziell zugenommen», sagt Diego Forrer. Er betont aber umgehend, dass die Störche «vom grössten Teil der Bevölkerung » weiter als Wahrzeichen von Uznach gesehen würden.
Die Bauverwaltung stehe Grundeigentümern für bauliche Massnahmen gegen die Ansiedelung von Störchen auf den Dächern zur Verfügung, betont Forrer. «Auf den Dächern der Politischen Gemeinde wird aktuell nichts unternommen.» Andere Liegenschaftsbesitzer in Uznach sehen das Problem akuter. Ein Uzner, der hier verschiedene Immobilien besitzt und anonym bleiben möchte, sagt: Er finde, der Storchenverein sollte eine Regulierung der Störche in Betracht ziehen. Es sei eine Plage. Für alle, die rund um die Storchenkolonie Häuser haben. «Bei aller Liebe, da muss sich der Storchenverein überlegen, ob der Standort der richtige ist.» Er erwähnt auch die Situation beim «Kunsthof». Dort sei es sehr unangenehm, wenn während des Essens Kot herunterkomme.
Auch Forrer ist die Problematik beim «Kunsthof» bekannt. Er selber sei noch nie von Storchenkot getroffen worden. «Aber unser Auto war schon Ziel der Störche.» Der Immobilienbesitzer ist nicht der Einzige in Uznach, der eine Umsiedlung begrüssen würde. Früher gab es nicht so viele Häuser hier – und weniger Störche. Deren Anzahl hat sich in den letzten Jahren stark erhöht. Aktuell leben im Sommer rund 110, im Winter gegen 60 Störche in Uznach. Dass damit mindestens eine Obergrenze erreicht ist, sagen viele, wenn auch hinter vorgehaltener Hand.
Werden Störche nun umgesiedelt?
Allerdings sprechen sich sowohl die Gemeinde wie auch der Storchenverein gegen eine Umsiedlung aus: «Da der Weissstorch in Europa sich gerne auf Dächern von Gebäuden ansiedelt, wäre eine Umsiedlung – etwa ins Naturschutzgebiet – nicht zielführend», findet Forrer. Zudem handle es sich beim Weissstorch um ein geschütztes Lebewesen, eine Regulation wäre nicht ganz einfach. Dieser Meinung ist auch Storchenpräsident Bachmann. Die Störche umzusiedeln, würde nicht funktionieren. «Die suchen sich ihren Platz selber. » Aber auch Bachmann räumt ein, dass es in Uznach wohl genug Störche gebe. «Aber zu viele? Nein.» Sicher ist laut Forrer: «Es ist aufgrund der aktuellen Situation angezeigt, mit dem Storchenverein und den Fachpersonen des kantonalen Amts für Natur, Jagd und Fischerei die Sachlage zu besprechen und weitere niederschwellige Massnahmen zu tref-fen. » Dennoch meint er: «Der Storch gehört zu Uznach, und dies soll auch so bleiben!»
«Bei aller Liebe, da muss sich der Storchenverein überlegen, ob der jetzige Standort der richtige ist.»
Immobilienbesitzer
«Da der Weissstorch sich in Europa gerne auf Dächern von Gebäuden ansiedelt, wäre eine Umsiedlung – etwa ins Naturschutzgebiet – nicht zielführend.»
Diego Forrer
Gemeindepräsident Uznach