Vize-Weltmeister
mit Thomas Tumler sprach Olaf Schürmann
Guten Tag Herr Vize-Weltmeister, hört sich das für Sie gut an?
Ja, (lacht). Ich bin einfach sehr glücklich und stolz, dass es geklappt hat. Es hört sich einfach gut an. Richtig realisiert habe ich es eigentlich immer noch nicht, aber es hört sich wirklich gut an. Vize-Weltmeister ist schon etwas.
Was hat sich seit der WM in Saalbach und dem Gewinn von zwei Silbermedaillen geändert?
Der Rummel war riesig, damit hatte ich nicht gerechnet. Es war schwierig, das alles zu verarbeiten. Ich bin eigentlich nie mehr so richtig zur Ruhe gekommen. In Samnaun sind ganz viele Leute spontan bei meinen Eltern vorbeigekommen. Das war einerseits total schön, hat mich sehr gefreut, aber es war auch anstrengend. Ehrlich gesagt, war ich irgendwann ziemlich überfordert mit all den Nachrichten, Anrufen, Gesprächen, Treffen …
Wann haben Sie endlich Ruhe gefunden?
Am Montag nach der Weltmeisterschaft bin ich in Samnaun allein auf eine Skitour gegangen. Da hatte ich erstmals wieder das Gefühl, jetzt kann ich durchschnaufen.
Kurz zum WM-Riesenslalom von Saalbach. Von Platz 6 auf 2. War der zweite Lauf so gut?
Der erste Lauf war eine Probe, wie es funktioniert, und ich habe schon gemerkt, da ist noch mehr möglich. Der zweite Lauf war voll am Limit, aber nicht perfekt. Ich habe ein paar Fehler gemacht, aber durch das Risiko, das ich eingegangen bin, war die Fahrt schnell. Und es hat Gott sei Dank für eine Medaille gelangt.
Dann stehen Sie im Ziel und der fünftplatzierte Raphael Haaser ist schneller. Wie weit war die Medaille in dem Moment entfernt?
Da war für mich klar, es gibt keine Medaille. Ich habe gedacht, wenn Haaser schon schneller ist als ich, und ich weiss genau, es stehen noch vier absolute Topfahrer oben, dann ist das Ding gegessen.
Wann haben Sie erstmals an Edelmetall geglaubt?
Das war bei der Fahrt von Marco Odermatt. Er hatte im oberen Bereich der Piste einen grossen Fehler und landete dadurch im Ziel hinter mir. Jetzt hatte ich Platz 4, da musste nur noch einer einen Fehler machen. Loïc Meillard ist dann in der ersten Hälfte sehr schnell gefahren, hat aber nach unten immer weiter verloren. Ich habe ihm aus dem Zielbereich zugeschaut und dachte, es wird eng.
Wann haben Sie realisiert, ich bin Vizeweltmeister?
Der Norweger Timon Haugan hatte schon am dritten Tor einen Riesenfehler und hat im zweiten Durchgang immer mehr Zeit verloren. Da wurde es immer konkreter. Ich habe mich vor allem auch gefreut, dass ich das Podest wieder mit Loïc Meillard teilen konnte (war schon beim Saisonfinale 2024 der Fall). Es ist immer cool, wenn noch ein Teamkollege mit auf dem Podest steht.
Was war Ihr persönliches Highlight bei den Feierlichkeiten?
Nach dem Rennen war es erst einmal stressig: Medientermine, Fotoshootings, Dopingkontrolle, nochmals Medientermine. Der Moment, als ich end-lich ins Hotel gehen konnte, war mein Highlight. Dort wartete bereits mein ganzes Team und auch mein rund 20-köpfiger Fanclub. Das sind alles gute Freunde oder Familie. Das war sehr emotional, die dann alle zu treffen.
Was haben Sie nach der Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm gemacht?
Am Samstagmorgen ging es nach einer Medienrunde nach Samnaun. Dort war ein grosser Empfang. Die Feierlichkeiten gingen dann auch bis tief in die Nacht. Sonntag war ich dann komplett zerstört. Zwei Tage im Ausgang bis vier, fünf Uhr in der Früh, da war ich am Sonntag am Limit. Den ganzen Sonntag habe ich 100 Prozent nichts gemacht und am Montag dann meine Skitour.
Wie kann man sich für das nächste Weltcup-Rennen motivieren?
Ich freue mich richtig, dass es wieder losgeht. Die Form passt, ich bin motiviert für die letzten Saisonrennen. Kranjska Gora ist sowieso eine Herzensangelegenheit für mich, ich fahre dort unwahrscheinlich gerne. Ausserdem möchte ich im Riesenslalom-Ranking möglichst weit nach vorne kommen. Ich bin momentan auf Platz acht und würde gerne noch unter die Top-5 oder sogar Top-3 kommen. Das ist mein grosses Ziel. Ich bin noch hungrig.
Wie haben Sie sich auf Kranjska Gora vorbereitet?
Ich bin am Sonntag nach Reiteralm gefahren. Wie vor den anderen Welt-cup Rennen auch, bereiten wir uns dort auf den Riesenslalom vor. Nach ein paar Trainingstagen geht es dann am Donnerstag mit dem Auto weiter nach Kranjska Gora. Dort gibt es die ganz normale Rennvorbereitung und am Samstag ist dann der Riesenslalom.
Was ist das Ziel für Kranjska Gora?
Angreifen, eine gute Leistung abrufen und Punkte sammeln, um meine Ziele zu erreichen.
Wie gehts danach weiter?
Das nächste Rennen ist in Hafjell, Norwegen. Für mich bedeutet dies, eine Woche Konditionstraining in Einsiedeln bei Ramon Zürcher. Danach fliegen wir Anfang der Weltcup-Woche nach Norwegen und bereiten uns auf den Riesenslalom am Samstag vor.
Und zum Abschluss der Saison geht’s dann nochmals in die USA?
Aus Norwegen fliegen wir kurz in die Schweiz, um dann nach Sun Valley zu starten. Am 26. März findet dort der letzte Riesenslalom der Saison statt.
Der Wahl-Lachner Thomas Tumler hat an der Ski-WM in Saalbach zwei Silbermedaillen gewonnen. Jetzt gehts nach Kranjska Gora.
«Ich bin noch hungrig.» «Der Rummel war riesig, damit hatte ich nicht gerechnet.»