«Da wusste ich, jetzt liegt es an mir»
mit Thomas Tumler sprach Olaf Schürmann
Haben Sie auch schon diesen «modernen » Haarschnitt von Swiss-Ski?
Nein, noch nicht. Ich kann mir aller-dings vorstellen, dass die Jungs sehr motiviert sind und jeden teilhaben las-sen wollen. Ich bin nach dem Parallel-Event nochmals nach Hause gefahren, daher war ich gar nicht vor Ort. Für meine Frisur bestand keine Gefahr. Das könnte sich allerdings noch ändern, da meine Teamkollegen da vielleicht schon einen Plan haben.
Spass beiseite, erster WM-Tag in Saalbach, direkt eine Silbermedaille gewonnen. Was kann jetzt noch schief gehen?
(lacht) Schlussendlich war es für mich ein Traumeinstieg in die Weltmeisterschaft. Mein grosses Ziel war eine WM-Medaille, das habe ich erreicht. Ausserdem war der Teamevent auch gut, um schon mal ein bisschen WM-Luft zu schnuppern und die Abläufe kennenzulernen. Selbstvertrauen und Motivation für den Riesenslalom sind jetzt riesig. Ich hoffe, dass ich im Riesenslalom an diesen Erfolg anknüpfen kann.
Im Viertel- und Halbfinale haben Sie die Kastanien aus dem Feuer geholt. Wie gross war der Druck?
Der Druck war schon enorm. Ich habe am Start mit meinen Betreuern gesprochen, aber die haben mir eigentlich nie konkrete Infos gegeben. Motto war eher: Du musst Vollgas geben. Ich wusste beim Start nicht, ob wir 2:1 führen oder hinten liegen.
Im ersten Duell gegen Linus Strasser (Deutschland) ging es so-fort um alles oder nichts.
Ja, vor allem wusste ich, dass Linus die Bestzeit im Achtelfinale gefahren war. Gleichzeitig war mir klar, ich muss gewinnen. Kurz vor meinem Start habe ich den Stadionsprecher im Starthäuschen gehört, der sagte: « Jetzt brauchen die Schweizer einen Traumlauf, damit sie weiterkommen. » Da wusste ich, jetzt liegt es an mir. Im Ziel war ich nur noch erleichtert, dass ich dem Druck standhalten konnte und wir weiter waren.
Was ist im Finale schiefgelaufen?
Da war ich schlicht und ergreifend übermotiviert. Ich bin einen Bruchteil von einer Sekunde zu früh gestartet und dann hat das Startgate blockiert. Mit den Skispitzen bin ich voll gegen die Wand und habe zu viel Zeit verloren. Ich war vom Start weg so weit hin-ten, dass es aussichtslos war.
Wie lange haben Sie sich geärgert?
Eigentlich gar nicht lange. In den wichtigen Läufen habe ich gezeigt, wie es geht. Fünf Minuten habe ich der Goldmedaille nachgetrauert, dann habe ich mich nur noch über Silber gefreut. Meine Teamkollegen haben mich da auch sehr schnell mit ihrer Freude aufgebaut. Denn alle waren mega-happy mit der Silbermedaille.
Wurde der Sieg gefeiert?
Ja, wir haben schon recht gefeiert. Das war auch total schön, denn ansonsten sind wir ja immer Einzelsportler und jetzt konnten wir als Team durchatmen. Der erste WM-Wettkampf, sofort eine Medaille, sofort im Medaillenspiegel gelistet, das beruhigt ungemein. Die Partylaune war bei der ganzen Delegation deutlich spürbar.
Wo wird dann gefeiert?
Als erstes sind wir natürlich ins Schweizer Haus gegangen. Da wurden wir cool empfangen. Im Anschluss haben wir in unserem Hotel mit den Trainern und den Serviceleuten zusammen angestossen. Und dann sind wir nochmals mit dem Team weiter. Wir hatten alle Zeit, da die nächsten Technikrennen erst rund eine Woche später angesetzt waren. So haben wir unsere Medaille bis tief in die Nacht geniessen können.
Wo haben Sie sich auf den Riesenslalom vorbereitet?
Nach einem kurzen Abstecher nach Lachen habe ich von Montag bis Mittwoch auf der Reiteralm trainiert. Mittwochabend gings dann weiter nach Saalbach-Hinterglemm. Dort hatte ich ein paar Medientermine. Donnerstag habe ich eine Skipause eingelegt und mich konditionell auf das Rennen vorbereitet.
Ist der Riesenslalom am Freitag nur noch Bonus?
Nein, denn als Riesenslalom-Spezialist ist dieses Rennen mein Hauptziel. Das Teamevent an der WM war eine Nebensache. Es ist absolut schön, dass es so toll gelaufen ist, aber mein Fokus über das ganze Jahr gesehen liegt eindeutig beim Spezial-Riesenslalom.
In welcher Startgruppe gehen Sie ins Rennen?
Ich starte durch meine letzten guten Ergebnisse wieder in der ersten Start-gruppe.
Welche Startnummer wünschen Sie sich?
Die Startnummer ist mir wirklich egal. Ich habe mir immer die Nummer eins gewünscht. Die hatte ich diese Saison zweimal und bin dann immer meine schlechtesten Rennen gefahren. Es ist mir wirklich egal. Aber wenn ich mir eine Startnummer wünschen müsste, dann würde ich die Drei nehmen, da ich mit dieser Nummer in Beaver Creek gewonnen habe. Ich freue mich einfach auf den Riesenslalom. Die WM-Piste ist in einem guten Zustand, da spielt die Startnummer keine grosse Rolle.
Was kommt danach?
Nach der Weltmeisterschaft habe ich eine kleine Pause. Das nächste Weltcuprennen ist Anfang März in Kranjska Gora (Slowenien). Eine Woche werde ich in Lachen sein und mit Ramon Zürcher im Fitnessbereich arbeiten. Danach treffen wir uns wieder auf der Reiteralm, um uns auf Kranjska Gora vorzubereiten.
Was sagen Sie zum neuen Abfahrtsweltmeister Franjo von Allmen.
Ich kenne ihn nicht so gut. Er ist ein sehr sympathischer, lockerer Typ. Ein junger Draufgänger, der einen tollen WM-Lauf hingelegt hat. Respekt.
Thomas Tumler gelang ein Traumstart in die Alpine Ski-WM in Saalbach. Im Parallel-Teamevent holte der Wahl-Lachner die Silbermedaille. Heute kommt seine Spezialdisziplin: der Riesenslalom.
«Ein Traumeinstieg in die Weltmeisterschaft. » «Haben unsere Medaille bis tief in die Nacht geniessen können.»