Abschied von einem Gross-Unternehmer
Im 94. Lebensjahr ist Dr. Max Vögele in Pfäffikon verstorben. Der Unternehmer aus Uznach hat aus der Familientradition des Schuhhandwerks die Karl Vögele AG aufgebaut, welche sich vom Versandhaus zu einem Verkaufsnetz mit über 300 Filialen wandelte.
Die Logos Charles Vögele und Vögele Shoes prägten über Jahrzehnte nicht nur die Fassaden der Innenstädte der Schweiz, sondern leuchteten auch in den Einkaufszentren der Schweiz. So unterschiedlich die beiden Brüder waren, so erfolgreich setzten sie sich im Detailhandel durch.
Schon der Urgrossvater von Dr. Max Vögele war Schuhmacher und sein Vater gründete im schmalen Haus im Städtchen ein Schuhgeschäft ohne Vorschusslorbeeren. Doch mit zähem Willen baute er die Schuhmacherei zu einem schönen Schuhgeschäft aus und setzte auf Versand von Schuhen. Damals half Max Vögele neben seinem Studium der Volkswirtschaft im elterlichen Geschäft mit. Nach dem Doktorat zog es ihn aber in die Welt hinaus. In den USA und in Südamerika war er für den Nestlé-Konzern als Buchprüfer tätig. Diese Jahre ausserhalb der Schweiz prägten Max Vögele, ja er gründete mit Maria Christina Gonzalez aus Chile eine junge Familie. Die einzige Tochter Patricia kam in Chile und Max Manuel in den USA zur Welt, in der Schweiz wuchs die Familie auf drei weitere Söhne an. Fast widerwillig war Max Vögele 1960 dem Ruf seines Vaters gefolgt, das väterliche Unternehmen zu führen, so sehr war er schon in Südamerika verwurzelt. Er gründete zusammen mit seinem Vater die Karl Vögele AG. Ideen und Konsumtrends aus dem andern Erdteil flossen sofort in das Handelsunternehmen ein.
Vorbildlicher Unternehmergeist
Immer mehr Filialen wurden eröffnet, Einkaufszentren aus- und in Österreich eine Schuhkette aufgebaut. Mit grösster Eigendisziplin, mit vorbildlichem Unternehmergeist und mit motivierten Mitarbeitenden entwickelte er das Unternehmen. In den 90er-Jahren übergab er fliessend die Verantwortung an seinen Sohn Max Manuel, der das Unternehmen weiter ausbaute und in der Höchstblüte über 2500 Mitarbeitende beschäftigte.
Max Vögele war ein weitsichtiger Kaufmann und Unternehmer. Nach alter Schule war er morgens als Erster im Betrieb, das Lichterlöschen erfolgte immer in seinem Büro zuletzt. Unternehmergeist verbunden mit viel Mut und Weitsicht gepaart mit Förderung der Mitarbeitenden haben ihn ausgezeichnet. Was andere als soziale Verantwortung predigten und forderten, nahm er als Patron in seinem Unternehmen geprägt von christlichen Werten vorbildlich wahr.
Beeindruckend war seine zuvorkommende und immer bescheiden auftretende Persönlichkeit. Er handelte lieber im Stillen abseits der grossen Bühne. Auch eher im Hintergrund beschäftigte er sich mit der Politik, dafür mit grossem Engagement. Als Präsidiumsmitglied der kantonalen CVP St.Gallen strebte er nie ein hohes Mandat an, wusste dafür in politischen Diskussionen Klartext zu sprechen. Nie verletzend, immer mit einer Prise ironischem Humor, vertrat er seine Anliegen und war ein Motivator für junge Menschen für die Politik.
Politisches Engagement
Als Volkswirtschaftler bereitete ihm die Arbeit in der Bankenkommission der St.Galler Kantonalbank grosse Freude und Genugtuung, wo seine profunden wirtschaftlichen Kenntnisse gerne gehört wurden. Aber nicht nur wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen, sondern vielmehr das Geistige und Bildende prägten Max Vögele. Als gläubiger Christ setzte er sich über Jahrzehnte für die Salesianer Don Bosco in Lateinamerika ein: wieder im Hintergrund, aber grosszügig und engagiert.
Vor 27 Jahren verlegte Max Vögele im Interesse der Unternehmung seinen Wohnsitz nach Wollerau. Als seine Gattin vor drei Jahren verstarb, zog er ins Tertianum in Pfäffikon SZ, wo er sich gut aufgehoben fühlte und von seiner Tochter liebevoll umsorgt wurde.
Lesen, seine wöchentliche Rotary-Meetings wie sein geliebtes Jassspiel waren seine Leidenschaften. Bis zu seinem Tod informierte er sich über das Weltgeschehen, mit gross dargestellten Artikeln am Bildschirm.
Nicht nur die Familie, sondern alle, die Max Vögele erleben durften, schätzten ihn als edlen, vorbildlichen Menschen, der sich nicht in den Mittelpunkt drängte, aber sein Gegenüber mit Achtung und Zuneigung behandelte. Sein abendlicher Wunsch in den letzten Monaten, morgens nicht mehr aufzuwachen, erfüllte ihm sein Schöpfer in der Sonntagnacht.