Ein Kulturerlebnis im Calfeisental
Das Wetter war dem Kunstverein Oberer Zürichsee bedauerlicherweise nicht sehr hold, als die rund 30 Mitglieder die zweitägige Reise ins Calfeisental antraten. Ehrenpräsident Bruno Glaus, sowohl Organisator als auch Gastgeber, begrüsste, gemeinsam mit der Künstlerin Korinna Fröhlich, freitagmorgens die wettererprobten Teilnehmenden an der Staumauer nach St. Martin. Gut 90 Minuten dauert der Weg bis hin zur Vorderen Ebni und dem geschichtsträchtigen Walserhaus von Marlies und Bruno Glaus.
Der grosszügige Apéro und Imbiss mit musikalischer Örgeli-Begleitung konnte dann doch im Freien und mit Sonnenschein stattfinden und alle lauschten interessiert der Hausund Talgeschichte. Auf dem Rückweg galt es noch, die alte Walsersiedlung St. Martin zu erkunden, die Anfang des 14. Jahrhunderts von zwölf Familien mit rund 100 Personen gegründet wurde.
Der Samstagmorgen startete in Vättis im Regen, trotzdem wurde ein Teil des Hans-Brühlmann-Rundwegs in Angriff genommen. Der Ostschweizer Maler Hans Brühlmann (1878– 1911) erholte sich nach einem Klinikaufenthalt in Pfäfers in Vättis und hinterliess mehr als 80 Vättner Zeichnungen. Die Arbeiten des nur 33 Jahre alt gewordenen Künstlers wurden unter anderem an Gedenkausstellungen in Hagen, Köln, München, Berlin, im Zürcher Kunsthaus und der Kunsthalle Basel gezeigt. Und doch geriet er etwas in Vergessenheit, was sich nun ändern soll. Auf dem Rundweg begegnet man den Zeichnungen vom Büel, Joggenbödeli, Mühleboden in einem expressiven und schraffierenden Stil, die von lieblichen zu geradezu bedrohlichen Berglandschaften wechseln. An sieben dieser Stationen wird jeweils eines seiner Werke einer doppelt belichteten Fotografie der Vättner Fotokünstlerin Korinna Fröhlich gegenübergestellt.
Barockkirche in Pfäfers
Weitere kulturelle Höhepunkte waren die Werke des einheimischen Holzbildhauers Stefan Gort in der Abdankungskapelle Vättis, das Jagdmuseum des ehemaligen Tamina-Wirts Oswald Sprecher und dann in Pfäfers die wunderschöne Barockkirche des Klosters. Einen besonderen Einblick wurde den Kunstverein Mitgliedern in der Klinik St. Pirminsberg gewährt. Klinikdirektorin Gordana Heuberger führte durch die drei Gebäudeteile. Das moderne «Hochakuthaus» wurde nach neusten architektonischen Gesichtspunkten erbaut, die sich ganz nach den Bedürfnissen der Patienten richtet.
Axel Zimmermann, der sehr engagierte Gemeindepräsident von Pfäfers, Vättis und Valens, erläuterte kurz und prägnant im Gemeindehaus die wechselhafte Geschichte des Tales. 1847 wurde Pfäfers als erste öffentliche psychiatrische Klinik der Schweiz erwähnt. Seit dem Mittelalter war jedoch Pfäfers durch das Heilwasser bekannt und sorgte über Jahrhunderte hinweg für einen stabilen wirtschaftlichen Aufschwung. Dazu kam das Kraftwerk Sarganserland, das dank beider Arbeitgeber nun 1100 Arbeitsplätze bei 1600 Einwohnern bieten konnte. Geplant ist nun für 2025 das Besucherzentrum «UNESCO-Weltnaturerbe TektonikArena Sardona» in Vättis. Nach einem Rundgang durch das Kunstrathaus Pfäfers endete das rundum gelungene Kunstwochenende im Weingut Schwitter in Pfäfers bei dem einen oder anderen guten Tropfen.
Kunstverein Oberer Zürichsee
Der Kunstverein Oberer Zürichsee verbrachte zwei spannende Tage voller Kunst und Kultur unter der sachkundigen Führung des Ehrenpräsidenten Bruno Glaus entlang der Tamina.