Frankreichs neuer Premierminister wird antisemitisch angefeindet
Nach der Ernennung des neuen französischen Premierministers Gabriel Attal haben mehrere Organisationen eine Welle antisemitischer und schwulenfeindlicher Kommentare im Internet angeprangert. Der jüdische Studierendenverband UEJF forderte am Donnerstag Sanktionen.
Der jüdische Dachverband Crif erklärte, die Autoren hasserfüllter Kommentare beurteilten den neuen Regierungschef offenbar «ausschliesslich nach seiner sexuellen Orientierung und der Herkunft seines Namens».
«Für alle Anhänger der Republik ist er der Premierminister und nichts anderes», betonte der Crif. Attal hatte in der Vergangenheit gesagt, dass er bereits in der Schulzeit wegen seiner Homosexualität angefeindet worden sei und auch wegen seiner jüdischen Familie angegriffen werde. «Ich habe mir da einen Panzer zugelegt», sagte er im November.
Attals Vater stammt aus einer jüdischen Familie mit Wurzeln im Elsass und in Tunesien, während seine Mutter christlich-orthodox ist. Der Name Attal ist ein typisch sephardischer Name, er kommt aus dem Arabischen und bedeutet Lastenträger. Attal sagte in einem Interview mit der Zeitung «Libération», sein Vater habe ihn gewarnt, dass er wegen seines Namens mit antisemitischen Anfeindungen rechnen müsse, auch wenn er selbst christlich-orthodox sei.
Wegen der strengen Trennung von Kirche und Staat ist die Religionszugehörigkeit von Politikern in Frankreich ein Tabuthema. Die Teilnahme von Emmanuel Macron an einer Papstmesse sowie einer jüdischen Zeremonie im vergangenen Jahr löste jeweils heftige Debatten aus.