Mais-Schädling zwingt Bauern in der Region zum Umpflügen
von Christine Schibschid und Urs Attinger
Die Fallen des Kantonalen Landwirtschaftsamts stehen an diversen Maisfeldern im Kanton. In der Region sind sie in Wollerau, Galgenen und Schübelbach platziert. Kontrolliert werden sie von Mitarbeitern des Pflanzenschutzdienstes. In allen drei Fallen klebten verschiedene Exemplare des Maiswurzelbohrers.
Geht ein Käfer in die Falle, verfügt der Kanton Vorsorgemassnahmen: Im Umkreis von zehn Kilometern darf auf Flächen, auf denen Mais wächst, im kommenden Jahr nicht erneut Mais angebaut werden.
«Weil auch in den drei weiteren Fallen im Kanton, in Arth, Ingenbohl und Sattel Maiswurzelbohrer gefunden wurden, hat das Amt für Landwirtschaft gleich den ganzen Kanton als abgegrenztes Gebiet ausgeschieden», erklärt Kathrin von Arx vom Amt für Landwirtschaft des Kantons Schwyz. Somit ist in allen Gemeinden des Kantons auf Flächen, auf denen 2023 Mais stand, der Anbau von Mais 2024 verboten. «Alle Maisflächen müssen geändert werden», so von Arx. Der Bund verlange es so, dass die Kantone dies anordnen.
Kanton St. Gallen auch betroffen
Die Idee hinter dem Anbauverbot: Der Maiswurzelbohrer legt seine Eier im Herbst in den Maisfeldern ab. Die Larven schlüpfen im Frühjahr. Sie richten den grössten Schaden an, denn sie fressen die Wurzeln. Ist kein Mais da, findet die Larve nichts zu fressen.
64 von 75 St.Galler Gemeinden sind auch von dem Verbot betroffen. Das sind so viele wie noch nie, wie der Leiter des St. Galler Landwirtschaftsamts, Bruno Inauen, bestätigt. Vergangenes Jahr galt die Verfügung in 47 Gemeinden im Kanton. Im Linthgebiet stieg die Zahl der betroffenen Gemeinden von sechs auf neun. 2024 gelten nur in Amden keine Einschränkungen. Dort gibt es aber keinen bekannten Maisanbau.
«Völlig übertrieben» Christian Bruhin, Maisproduzent und Co-Präsident von Linthmais in Tuggen, ist von der Verfügung der Kantone nicht überrascht. «Ich habe erwartet, dass es weitergeht. Es ist völlig übertrieben, was wir umsetzen müssen.» Die Lagerbestände für die Produkte von Linthmais machen ihm keine Sorgen. «2022 war ein starkes Jahr, wir ha-ben noch etwas an Lager», sagt Bruhin. Der Maiswurzelbohrer bringe ihm aber mehr Aufwand und höhere Kosten. Er müsse etwa andere Flächen suchen und öffnen.
Auf grösseren Maisfeldern darf in der Regel zwei Jahre infolge Mais angebaut werden. Nicht wenige Bauern und Bäuerinnen sind der Ansicht, das würde zur Eindämmung des Schädlings genügen. Auch Inauen hält es für möglich, dass zwei Jahre Maisanbau trotz des Käfers drin liegen. Im Kanton Luzern läuft dazu ein Pilotversuch. Den erwähnt auch Maisbauer Bruhin: «Die dürfen das – und bei uns macht man so ein Theater.» Das Projekt in Luzern läuft noch bis 2025. So lange wird der Bund erwartungsgemäss abwarten, bis er entscheidet, wie es mit dem Schädling weitergeht. «Wir hoffen auf eine praktikable Lösung», sagt Inauen. Die Schweiz sei relativ streng unterwegs. Im nahen österreichischen Vorarlberg etwa würden bezüglich des Maiswurzelbohrers nur Empfehlungen ausgesprochen. «Von dort fliegt er jedes Jahr wieder ein …»
In allen sechs Fallen des Kantons und auch in angrenzenden Gebieten wurden Maiswurzelbohrer gefangen. Die Folgen solcher Funde treffen alle Maisbauern. Nicht alle haben Verständnis dafür.
«In Luzern dürfen sie das – und bei uns macht man so ein Theater.»
Christian Bruhin
Maisproduzent aus Tuggen