Dorfplatz-Projekt ganz gestoppt
Bild Martin Risch
Ausserschwyz, Erste Seite
5. July 2023

Dorfplatz-Projekt ganz gestoppt

Der Gemeinderat von Tuggen verwirft ein Projekt zur Neugestaltung des Dorfkerns. Grund ist das klare Nein der Stimmbevölkerung.

Eigentlich wollte der Gemeinderat von Tuggen, wie von vielen Tuggnern in einer Umfrage auch gewünscht worden war, den Dorfkern aufwerten und als Begegnungsort gestalten. Daraus wird nun definitiv nichts. Das Volk hat den Planungskredit dafür am letzten Abstimmungssonntag abgelehnt. Nun hat der Gemeinderat die Sache ganz beerdigt (siehe Box-Meldung unten). Also ausser Spesen nichts gewesen? So krass möchte es der Gemeinderat nicht sehen. Dass alle Mühen und vor allem alle Kosten umsonst waren, dem wird auf Anfrage widersprochen.

Für die Dorfkernentwicklung sei lediglich eine einfache Studie erstellt worden, keine Detailplanung. «Der Teil für den Dorfkern wird wohl niemandem mehr etwas nützen. Der Teil mit der Brücke kristallisierte sich während des Studienauftrages aus dem Auftrag heraus und kann somit weiterhin verwendet werden», schreibt Gemeindeschreiber Andreas Rusterholz auf Anfrage. Der Teil «Äneda » könne im Sinne «einer maximalen Bebauungsstudie allenfalls für die Zukunft weiterverwendet werden» und andere Planungen in Bezug auf die Zonen- bzw. Richtplanung auch beziehungsweise seien bereist verwendet worden, «da mit der Studie auch herausgefiltert wurde, wo Entwicklungspotenzial besteht».

Weitere Kosten nicht direkt und gezielt zurechenbar

Die Projektstudie hat gemäss Angaben 30 000 Franken gekostet, die Verfeinerungen im Hinblick auf die Präsentation an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung kosteten zusätzlich 20 000 Franken. Wie hoch die Gesamtprojektierung bis dato gestostet hat, bleibt offen. Da verschiedene Ziele der Ressorts in den Projekten verfolgt worden seien und die Kosten entsprechend auf verschiedenen Ressorts und auch Jahren lasten beziehungsweise belastet wurden, könne man keine Zahl nennen, auch «da diese Zahl sowieso verzerrt wäre», wie der Gemeindeschreiber mitteilte.

Betreffend Kosten sei wegen des nun gefällten Projektstopps nichts Weiteres mehr zu erwarten. Dem Gewinner des Studienwettbewerbs (bbz landschaftsarchitekten) ist zwar ein Folgeauftrag versprochen worden, doch dies «unter der Prämisse, dass der Projektierungskredit angenommen wird». Auch die weiteren involvierten Experten und Büros hätten keinerlei Entschädigungen mehr zugute. Rusterholz betont: «Es bestehen nun keine Ansprüche mehr.» «Jeder Franken zu viel»

Das vorgelegte Konzept bezüglich Dorfkern fand im Vorfeld der Abstimmung einige Kritiker. Der Treffpunkt beim Löwenplatz sei nicht attraktiv ohne flankierende Massnahmen, insbesondere bezüglich Durchfahrtsverkehr und Lärmprävention, d Lärmvention, hiess es. «Auf der Zürcherstrasse und Buchbergstrasse mit sehr viel Verkehr eine Natursteinoberfläche zu planen, entspricht keiner Art der geforderten Ansprüche von weniger Lärm», lautete etwa der Vorwurf eines Leserbriefschreibers. Solange keine Umfahrung für den Dorfkern vorhanden sei, «ist jeder Franken für eine Umgestaltung zu viel. Leider wurde nie erklärt, was nach der Umgestaltung bes-ser sein soll.» Auch die Mitte-Partei und der VCS hatten Mängel gerügt und umgehend Verbesserung beim Projekt verlautbart, um die Situation im Dorfkern zu verbessern.

Bevölkerung soll sich aktiv einbringen

Gemeindepräsident René Knobel hat-te nach der Abstimmung gegenüber unserer Zeitung vermutet, «dass nicht genug Interesse an einem Dorfplatz direkt an der Kantonsstrasse besteht». Dass nun der Gemeinderat einstimmig den gänzlichen Abbruch der Übung aufgrund des Urnen-Neins beschlossen hat (ein Unikum in Tuggens Vergangenheit), dürfte den einen oder anderen Kritiker freuen. Ob es im Sinne der Mehrheit ist, wird sich zeigen.

Tuggens Gemeinderat ruft jedenfalls dazu auf, sich aktiv an der künftigen Planung der Gemeinde zu beteiligen, um den Bedürfnissen der Bevölkerung in weiteren Projekten gerecht zu werden. Man hoffe, so «einen Stillstand in der Entwicklung von Tuggen zu verhindern».

Tuggens Stimmbürgerinnen und -bürger haben am vergangenen Abstimmungssonntag mit 334 Ja zu 798 Nein einen Projektierungskredit über 125 000 Fr. für die Dorfkernumgestaltung klar abgelehnt – so klar und deutlich, dass der Gemeinderat das Projekt nun ganz stoppt.

vg

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