Lena Häcki-Gross sieht bei Gefühls-Achterbahn primär das Positive
Lena Häcki-Gross erlebt beim Sprint an der WM in Lenzerheide nach Platz 4 die Achterbahn der Gefühle. Letztlich überwiegt der Stolz.
Als «bittersüss» bezeichnete die Obwaldnerin ihre Klassierung. Eigentlich hätte sie im Zielraum allen Grund gehabt, die Enttäuschung in den Vordergrund zu stellen. 1,4 beziehungsweise 1,6 Sekunden fehlten zu Silber und Bronze. Einmal mehr hatte die Glücksgöttin Fortuna kein Einsehen. Die erste Schweizer WM-Medaille im Biathlon lässt weiter auf sich warten, das Pech staut sich mehr und mehr an. Vor einem Jahr in Nove Mesto hatte Lena Häcki-Gross die Medaille mit der Mixed-Staffel um 1,2 Sekunden verpasst.
Die 29-Jährige hinterliess allerdings den Eindruck, als würde sie das Süsse stärker gewichten als das Bittere. Nach einem bislang durchzogenen Winter gelang der zweifachen Siegerin von Weltcuprennen das Bestresultat in diesem Winter und das beste WM-Resultat überhaupt. «Ich habe oft gehadert, aber nie gezweifelt. Aber jetzt ist die Form da», sagte sie.
Besonders stolz war sie auf die Leistung im Schiessstand. Ausgerechnet bei ihrem Einsatz zog beim Liegendanschlag eine heftige Windböe durch die Arena. «Früher hätte ich einfach drauflos geschossen. Jetzt brachte ich die Geduld auf, um zu warten», betonte Häcki-Gross. Auch wenn ihr dies, zumindest in der Theorie, die Medaille gekostet hat, zweifelte sie ihren Entscheid nicht an. «Jetzt habe ich eine sehr gute Ausgangslage für die Verfolgung», hielt sie fest. «Ich bin eine Kämpferin, die WM ist noch nicht vorbei. Es kann noch weiter nach vorne gehen.»
In der Verfolgung startet die Zentralschweizerin am Sonntag mit elf Sekunden Rückstand auf die Weltmeisterin Justine Braisaz-Bouchet ins Rennen. Am Dienstag folgt das Einzel, bei dem ein Fehlschuss mit einer Strafminute sanktioniert wird, und mit der Leistung vom Freitag dürfte sich auch schon das Ticket für den Massenstart der Top 30 am Schlusstag gelöst haben.
Lena Häcki-Gross hatte im Sommertraining den Formanstieg bewusst verzögert. Der Plan ist aufgegangen. Dies bestätigt die Analyse der Laufleistung vom Freitag. Die Schweizerin ist in der Spur nahe an den Top Ten dran. Das bedeutet: Sie kann den Coup schaffen, ohne auf garstige Windverhältnisse oder reihenweise Patzer der Konkurrentinnen angewiesen zu sein.