Rogue Spirit erkämpft sich beim White Turf-Auftakt den Sprintsieg
Im Hauptereignis des White-Turf-Meetings vom Sonntag trumpft der Schweizer Debütant Rogue Spirit mit dem aus München angereisten Spitzen-Jockey Rene Piechulek gross auf.
Mit einer Woche Verspätung begann am Sonntag mit dem White Turf-Meeting auf dem zugefrorenen St. Moritzersee die Saison der Schweizer Pferderennen.
Dass nach der Absage des geplanten ersten Renntags vor einer Woche am Sonntag auf dem zugefrorenen St. Moritzersee überhaupt Rennen stattfinden konnten, grenzt an ein Wunder. Die White Turf-Verantwortlichen leisteten grossartige Arbeit, um die flachste Rennbahn der Welt in einen praktikablen Zustand zu bekommen. Dafür wurden sie mit dem Glück der Tüchtigen belohnt: Ohne die kalten Temperaturen über mehrere Nächte wäre an Rennen nicht zu denken gewesen. «Noch am Montag stand ich im Innenraum bis zu den Knien Wasser-Schnee-Matsch», erzählte Thomas Walther, der Präsident des Rennvereins St. Moritz, vor Rennbeginn.
Die letzten Überprüfungen mittels einer an einer Drohne angebrachten Wärmebildkamera sowie Georadar zeigten am Sonntagmorgen, dass die Bahn aus Eis und Schnee praktikabel war und die Rennen auf dem gesamten Oval stattfinden konnten. Nur die Linienführung auf der Gegenseite musste leicht angepasst werden. Das Wichtigste war indes, dass die Pferde mit einer Woche Verspätung die Saison der Schweizer Pferderennen eröffnen konnten.
Offiziell 9000 Zuschauer (vor einem Jahr waren es 11’000) waren dabei und verbrachten kurzweilige Stunden auf dem zugefrorenen See und sorgten für einen Wett-Umsatz von 103’044 Franken und damit rund 25’000 Franken mehr als vor einem Jahr.
Totaler Triumph
Der Sprint um die Christoffel Bau Trophy war mit 25’000 Franken das höchstdotierte Rennen des Tages. Die beiden auf Schnee bereits siegreichen Identified (5.) und Scipio (6.) konnten diesmal keinen weiteren Erfolg verbuchen. Nachdem sich die Frontrunner an der Spitze ausgetobt hatten, kam in der Zielgerade Rogue Spirit immer besser auf und zog am ungarischen Gast Surprise of Easter vorbei zum Sieg. Der fünfjährige Wallach absolvierte sein erstes Rennen für Anton und Verena Kräuliger, die Schweizer Besitzer-Champions, und den Dielsdorfer Trainer Andreas Schärer. Sein Jockey Rene Piechulek zählt zu den erfolgreichsten Sattelkünstlern Europas und hat unter anderem den Prix de l’Arc de Triomphe in Paris gewonnen.
Das Feiern ging für Trainer Andreas Schärer und das Ehepaar Kräuliger im GP Swiss Quality Broker in noch grösserem Mass weiter. In diesem Vorbereitungsrennen für den mit 100’000 Franken dotierten Grossen Preis von St. Moritz am kommenden Sonntag stellten sie nämlich nicht nur den Sieger, sondern dazu noch den Zweit- und Drittplatzierten. Ein seltener Dreifach-Sieg also. Der Schimmel Saadi galoppierte früh schon an der Spitze und liess seine beiden Stallgefährten Queroyal und Moderator um eine halbe Pferdelänge hinter sich. Jockey Clément Lheureux feierte seinen 161. Sieg in der Schweiz, den zweiten mit dem nun seit fünf Rennen ungeschlagenen Saadi.
Im dritten Flachrennen dominierte Nick Cassedy mit Martin Seidl seinen Traningsgefährten Friendly Face, Doppelsieg für den Urdorfer Trainer Miro Weiss.
Schael im UBS Skijöring von der Spitze aus
Die letzten zwei «Königinnen des Engadins» belegten im «UBS – GP von Silvaplana» die ersten beiden Plätze. Titelverteidigerin Valeria Schiergen liess ihren vierbeinigen Partner Schael von Anfang an der Spitze mitgaloppieren, zog eine Runde vor Schluss alleine in Front und liess bis ins Ziel nie Zweifel an ihrem Sieg aufkommen. Valeria Selina Walther, die Königin von 2023, darf sich dennoch berechtigte Hoffnungen auf einen neuerlichen Titel machen. Denn sie hatte mit Atlantico einen schlechten Start erwischt, machte aber in der Folge sehr viel Boden gut, so dass der Rückstand im Ziel nur noch fünf Längen betrug. Der Sieger Schael wird in Köln von Valeria Schiergens Schwiegervater Peter trainiert und läuft für den Murezzan Racing Stable.
5. Sieg beim 6. Schnee-Start
Das wichtigste Trabrennen wurde eine leichte Beute des grossen Schnee-Spezialisten Fourteenth of July, der an den letzten beiden White Turf-Meetings bereits vier Volltreffer eingeheimst hatte. Heute war fast alles anders: Neue Fahrerin, neuer Besitzer, neuer Trainer und erstmals lief der zehnjährige Wallach nicht «barhuf», sondern mit Hufeisen. Das machte alles keinen Unterschied: Der 2,1:1-Favorit liess von der Spitze aus nichts anbrennen und gewann souverän vor Dix Huit Brumaire, der wie vor einem Jahr den Ehrenplatz belegte, meilenweit vor dem von Titelverteidiger Domingo Bello angeführten Rest.
Marisa Bock fuhr Fourteenth of July zum ersten Mal und erzielte den langersehnten ersten White Turf-Sieg. Ihr Lebensgefährte Robert Pletschacher, der den Schnee-König trainiert, konnte den Zehnjährigen im Herbst 2024 nach dem Tod seiner damaligen Besitzerin erwerben. Der zwölfte Sieg seiner Karriere gelang Fourteenth of July deshalb nicht mehr für Schweizer, sondern Bayrische Interessen.
Nur um einen «Kopf», 4 Hundertstelsekunden, verpasste Robert Pletschacher im zweiten Trabrennen den zweiten Tagessieg. Mit Emir des Forges musste der diesmal selbst im Sulky agierende Trainer dem nun dreifachen Schnee-Sieger Classic Chrono mit Romina Knecht den Vortritt lassen.