Viele Erkenntnisse für Nationaltrainer Fischer
Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft beendet das erster Turnier der Euro Hockey Tour in dieser Saison mit einem Sieg und zwei Niederlagen. Trotzdem fällt die Bilanz positiv aus.
Nationaltrainer Patrick Fischer erhoffte sich, den Schwung vom Gewinn der WM-Silbermedaille mitzunehmen. Das war insofern der Fall, als die Schweizer gegen Finnland (2:3 n.V. nach einer 2:0-Führung) und Schweden (4:3 n.P.) solide Leistungen zeigten. Die Schweden bezwangen sie zum ersten Mal seit dem 7. April 2016 und 16 Niederlagen in Folge. Gegen Weltmeister Tschechien (2:5) fehlte dann allerdings einiges, was die Bilanz etwas trübte.
«Über alles gesehen war es gut», sagt Lars Weibel, der Direktor Sport von Swiss Ice Hockey, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Gegen Finnland bezahlten wir am Ende Lehrgeld. Die Schweden wollten wir unbedingt bezwingen und setzten dementsprechend Druck auf. Wir reagierten dann gut auf den Schock des Ausgleichs (das 3:3 fiel nach einem kapitalen Fehler von Goalie Gilles Senn). Der Sieg war verdient. Gegen Tschechien dagegen konnten wir, was Intensität und Speed angelangt, nicht an unser gewünschtes Niveau von den beiden vorherigen Spielen anknüpfen.»
Debütanten liefern
Im Hinblick auf das grosse Ziel, die Heim-WM 2026 in Zürich und Freiburg, wollen die Verantwortlichen einer nächsten aufstrebenden Generation die Möglichkeit geben, möglichst viele Erfahrungen auf internationalem Niveau zu sammeln. So erhielten sechs Akteure ein Aufgebot, die vor dem Turnier acht und weniger Länderspiele bestritten.
Verteidiger Giancarlo Chanton und Stürmer Nicolas Baechler, beide 21 Jahre alt, gaben in Helsinki ihr Debüt. Ersterer tat dies mit zwei Toren, dennoch gab er sich auch selbstkritisch, was einiges über ihn aussagt. «Das ist jene Einstellung, die wir den Spielern immer wieder einimpfen, und die wir brauchen», sagt Weibel.
Der Einstand von Baechler, der sich gegen Tschechien einen Assist gutschreiben liess, kann ebenfalls als gelungen bezeichnet werden. Insbesondere was das Physische betrifft, war der 1,88 m grosse Stürmer ein Gewinn für die Mannschaft. «Er spielt beim ZSC sowohl defensiv als auch offensiv eine gute Rolle und brachte diese Tugenden auch bei uns ein», so Weibel.
Der 22-jährige Théo Rochette unterstrich ebenfalls mehrmals sein immenses Potenzial, es fehlte aber verständlicherweise noch an der Konstanz. Solche Spieler sollen nun im Hinblick auf die Heim-WM die nötigen Erfahrungen sammeln können. Das gilt auch für die Torhüter Stéphane Charlin und Gilles Senn, die trotz Fehlern ebenfalls über alles gesehen eine gute Visitenkarte abgaben.
Grösse und Wasserverdrängung
Die letzte Partie gegen Tschechien führte zu umso mehr Erkenntnissen, als mit Christian Marti, Dean Kukan, Sven Andrighetto und Denis Malgin vier Schlüsselspieler fehlten – das Quartett der ZSC Lions reiste wegen der Champions Hockey League vorzeitig aus Helsinki ab. «Wir sahen heute, wer die nötigen Qualitäten und Mentalität mitbringt und wer sich noch mehr entwickeln muss», sagt Weibel. «Wir sahen aber nicht nur, wer nicht performte, sondern sahen auch sehr positive Sachen, beispielsweise Spieler, die ohne Scheibe überzeugten und ihre körperliche Tauglichkeit bewiesen.» Sie hätten insbesondere gegen die physisch starken Tschechen gesehen, wie wichtig Grösse und Wasserverdrängung seien. «Wenn das dann noch mit Geschwindigkeit kombiniert wird, dann sind die Karten gut.» Zu dieser Kategorie gehört sicherlich der 21-jährige Attilio Biasca.
Auf den Einwand, dass der 41-jährige Andres Ambühl, der nun 338 Länderspiele bestritten hat, nur 1,76 m gross sei, entgegnete Weibel: «Das sind die wenigen Ausnahmen. Es gibt Spieler, die gross sind und solche, die gross spielen. Es gibt aber auch Spieler, die gross sind und klein spielen.»
Für das Nationalteam geht es Mitte Dezember weiter. Dann ist die Schweiz in Freiburg Gastgeber des zweiten Turniers der Euro Hockey Tour 2024/25. «Auf den drei geholten Punkten lässt sich aufbauen», sagt Weibel. Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison verloren die Schweizer die ersten elf Partien, ehe sie im letzten Spiel gegen Tschechien zum einzigen Sieg an den vier EHT-Turnieren kamen.