Jan Christen mit U23-Bronze statt gewünschtem Elite-Start
Jan Christen gilt als Rad-Juwel der Zukunft. Der 20-Jährige wäre bei der Heim-WM in Zürich am liebsten bei der Elite gestartet. Jetzt rückt er als U23-Fahrer mit einer (ersten) Medaille in den Fokus.
Vor 20 Jahren galt ein erfolgreicher U23-Fahrer als Versprechen für die Zukunft, heute haben sich die Besten dieser Alterskategorie längst in der Weltspitze etabliert. Und dies in allen Ausdauer-Sportarten: Dario Cologna gewann die Tour-de-Ski erstmals im U23-Alter, der Kenianer Kelvin Kiptum lief den Weltrekord im Marathon als 23-Jähriger und Tadej Pogacar hatte bei seinem ersten Gesamtsieg an der Tour de France den 22. Geburtstag noch nicht gefeiert. Auch Remco Evenepoel, der am Sonntag bei der Elite siegte und an den Olympischen Spiele mit zwei Goldmedaillen abräumte, hat einen 2000er-Jahrgang.
Christens Tendenz, in Zürich bei der Eilte zu starten, ist nachvollziehbar. Denn der Aargauer mit Jahrgang 2004 ist bereits Profi auf der World Tour. Im Sommer 2022 erhielt er einen Fünfjahres-Vertrag beim Team UAE Emirates mit Leader Pogacar. Die Premieren-Saison 2024 auf höchster Stufe verläuft durchaus erfolgreich. «Drei Tagessiege im ersten Jahr kann nicht jeder vorweisen», betont Christen. «Ich sehe meine Fortschritte und blicke der Zukunft sehr zuversichtlich entgegen.»
UAE-Team entschied
Letztlich entschied das Team UAE, dass Christen bei der WM in Zürich in der U23-Kategorie startet. Primär ging es der Equipe um die Gleichbehandlung mit den Teamkollegen Isaac del Toro aus Mexiko und Antonio Morgado aus Portugal, die ebenfalls nicht bei den Grossen mitfahren (dürfen). Zudem hätte Christen bei der Elite nur das Strassenrennen bestritten, und dieses wohl in der Rolle als Helfer für Marc Hirschi.
Die erfolgreichen Junioren-Jahre bescherten Christen als Weltmeister im Radquer, Europameister auf der Strasse, WM-Zweiten im Mountainbike und Schweizer Meister in den Disziplinen Bahn, Radquer, Mountainbike und Zeitfahren schon viele Titel und Medaillen. Die Bronzemedaille von Zürich ordnet er nun im dritten Rang ein. Gold bei der Junioren-WM und der erste Sieg in diesem Jahr bei der Elite bedeuten ihm noch mehr.
UCI ändert U23-Format
«Ich weiss, dass ich unabhängig der Resultate von Zürich einer der besten U23-Fahrer weltweit bin. Diese Bestätigung brauche ich nicht mehr», hatte Christen im Vorfeld der Titelkämpfe gesagt. Künftig stecken Fahrer wie er nicht mehr in der Zwickmühle. Die UCI hat angekündigt, dass ab 2025 Fahrer mit World-Tour-Erfahrung nicht mehr bei Titelkämpfen der UCI in den U23-Klassen zugelassen sind.
In Zürich hätte diese Regelung am Montag ein ganz anderes Klassement ergeben. Der Sieger Ivan Romeo belegte heuer bei der Vuelta Platz 12 in der Overall-Wertung. Oder der favorisierte Belgier Alec Segaert, der zum Schluss einbrach, gewann vor ein paar Wochen das Zeitfahren der Benelux-Rundfahrt und beendete das Word-Tour-Rennen nach fünf Etappen als Zweiter.