Ein überragender Meister und viel Mittelmass
YB deklassiert die Konkurrenz, der Meister des Vorjahres verschläft den Start und Basel spielt die schlechteste Saison seit 22 Jahren.
Noch im Vorjahr musste YB mit Platz 3 vorliebnehmen, dieses Jahr gab es an den Bernern kein Vorbeikommen. Während sich der Rest der Liga stets gegenseitig Punkte abknöpfte und nicht ein einziges Team über die ganze Saison zumindest ein wenig Konstanz an den Tag legte, zog die Mannschaft von Trainer Raphael Wicky an der Tabellenspitze einsam seine Kreise und feierte bereits fünf Runden vor Schluss ihren 16. Meistertitel. 16 Punkte betrug der Vorsprung am Ende.
Massgeblichen Anteil an der Berner Dominanz hatte das mit Abstand torgefährlichste Duo der Liga. Sinnbildlich, dass sich mit Jean-Pierre Nsame und Cedric Itten zwei Berner um die Trophäe für den besten Torschützen duellierten. Doch nicht nur die Offensive war bei YB meisterlich. Auch defensiv liessen die Hauptstädter kaum was anbrennen. Lediglich 30 Gegentreffer mussten die Schwarz-Gelben in 36 Partien hinnehmen und damit nur fast halb so viele wie der Rest der Liga im Durchschnitt (57 Gegentore). Dass die Young Boys selbst den langen Ausfall des verletzten Stammgoalies David von Ballmoos mehr als gut auffangen konnten, unterstreicht die eindrückliche Vormachtstellung der Berner in dieser Super-League-Saison.
Meister Zürich federt die Bruchlandung ab
76 Punkte holte der FC Zürich vergangene Saison und wurde so überraschend wie überlegen zum 13. Mal Schweizer Meister. Wer dachte, die Zürcher würden diesen Höhenflug über die Sommerpause konservieren, der täuschte sich. Auch wenn eine Titelverteidigung selbst die kühnsten Anhänger des FCZ nicht erwarteten – einen derartigen Taucher, wie ihn der Meister hinlegte, haben nicht mal die grössten Schwarzmaler prophezeit. Doppelbelastung mit Europa League hin, Abgänge von Leistungsträgern wie Assan Ceesay und Wilfried Gnonto her: Eine Vorrunde, wie sie der FCZ über sich ergehen liess, war eines Meisters unwürdig.
Erst am 14. (!) Spieltag holte Zürich den ersten Sieg – so schlecht war noch nie ein Champion in eine Saison gestartet. Dass dies zu keinem Totalabsturz führte, ist bemerkenswert. Dass am Ende noch nicht mal von einer Bruchlandung die Rede sein kann, ist doch sehr erstaunlich. Und hat zwei Gründe: Zum einen zeigte sich der FCZ in der Rückrunde stark verbessert und kassierte nur vier Niederlagen. Dass sich der Meister auf Platz 8 verbesserte und am Ende gar noch mit den Europacup-Plätzen liebäugeln konnte (es fehlten lediglich 3 Punkte), hat aber auch stark mit der Konkurrenz respektive der Ausgeglichenheit der Liga zu tun gehabt.
Der FC Basel tappt (fast) in die Europa-Falle
Genau diese Ausgeglichenheit der Liga bekam auch der FC Basel zu spüren – im negativen wie im positiven Sinn. Zum ersten Mal seit 22 (!) Jahren klassierte sich der FCB nicht unter den ersten drei Mannschaften. Europäisch Spitze, national nur Mittelmass: Die Mannschaft vom Rheinknie schaffte den Spagat zwischen Conference-League-Sternstunden unter der Woche und Liga-Alltag am Wochenende nicht. Nur zwei von 17 Super-League-Partien konnte der FCB gewinnen, wenn er vorher europäisch aktiv war.
Nebst der Doppelbelastung machten sich die Basler das Leben aber auch selbst schwer mit unnötigen Platzverweisen. Trauriger Höhepunkt war das Spiel der 32. Runde gegen den FC Zürich, als gleich drei Basler vorzeitig unter die Dusche mussten, unter ihnen Captain Taulant Xhaka, der komplett die Fassung verlor und für seinen Ausraster (unter anderem ein Kopfstoss) acht Spielsperren kassierte. Am Ende mogelte sich der FCB mit Ach und Krach doch noch auf Platz 5 und somit ins europäische Geschäft.
Handspiel oder nicht, das ist hier die Frage
Keine Regel wurde in dieser Saison so heftig diskutiert wie jene des Handspiels. Denn: Nicht jede Ballberührung mit dem Arm respektive der Hand ist auch strafbar. Unzählige Szenen gaben Anlass zu Diskussionen. Am meisten wohl jene in der 32. Runde im Spiel zwischen Sion und Winterthur. Nach einer flachen Hereingabe wehrt Yannick Schmid den Ball im Fallen mit dem Unterarm ab und verhindert so, dass der hinter ihm stehende Mario Balotelli den Ball nur noch ins Tor einschieben muss. Klare Sache: Penalty. Sehen nicht nur die Zuschauer im Tourbillon so, sondern ohne zu zögern auch Schiedsrichter Luca Cibelli. Doch der Videoassistent greift ein und bittet den Unparteiischen vor den Bildschirm. Cibelli nimmt den Penalty nach Konsultation der Bilder zurück – weil Schmid sich auf den Unterarm gestützt hat und dies einer «natürlichen Körperhaltung» entspricht, also nicht strafbar ist. Weder dem Schiedsrichter noch seinem Assistenten in Volketswil ist in dieser Szene ein Vorwurf zu machen. Vielmehr bedarf es der Frage, ob das Regelwerk in Sachen Handspiel wirklich sinngemäss und fair ist.